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Heilige Maria hilf! - Umkircher „Gutshoffestspiele“ pausieren auf Schlingerkurs

Heilige Maria hilf! - Umkircher „Gutshoffestspiele“ auf Schlingerkurs (Bild: JWS/ Regionalia)

„Wie es Euch nicht gefällt“ oder ´"ROSENSTI(E)L ADIEU" heißt das bürgerliche Trauerspiel, das seit weit über einem Jahr im Umkircher Gemeinderat geprobt wird. Das Regieteam rund um "Intendant" Walter Laub musste nun eine Zwangspause einlegen, denn wie die Verbannung des Themas „Ortskernneugestaltung“ von der Tagesordnung der letzten Gemeinderatssitzung deutlich macht, fordern die Darsteller/Innen, die Gemeinderäte (m/w) nämlich, ganz offensichtlich eine Atem- und vor allem Denkpause. Auch der Wunsch nach einer Umbesetzung des Hauptdarstellers und Autors, des „Umkircher Mephisto“ Volker Rosenstiel, wird lauter. 

„Stein oder nicht Stein“, das ist längst nicht mehr die einzige Frage, die sich den Beobachtern/Innen der Bautätigkeit auf dem Gutshof stellt. Und auch bei weitem nicht mehr die einzige Frage, die im Gemeinderat vehement diskutiert worden ist. Fast schon historisch ist die Debatte um den Erhalt des Porphyr- Belages. Ein erstes Zugeständnis, das dem Autor, der auch gleichzeitig als Hauptdarsteller des Umkircher Theaterstückes verpflichtet wurde, gewissermaßen abgerungen wurde. Schier endlos gestaltete sich die Diskussion um die Gutshofmauer, die es sogar bis in die Bürgerversammlung schaffte und nun traurig vor sich hinbröckelt, während auf dem Platz hinter ihr der an der Gemeinde kleben gebliebene graue Granitbelag verpflastert wird. Unzählige Tonnen des grauen Gesteins aus Rot-China hatten die Räte/Innen letztlich geschluckt, obwohl sie eigentlich rötlich- geflammtes und nicht gräulich- gestocktes Pflastermaterial bestellt hatten – oder dies zumindest glaubten. Die Kastanienbäume warten auf dem Bauhof auf ihre Verwendung als Feuerholz. Sie waren Säge und Sommerloch zum Opfer gefallen. Und der schnuffige Laubengang? Er wartet auf der Wiese neben der „Umkircher Freilichtbühne“ auf seine Neuverwendung als „Wegversteckgang“: Na, immerhin noch besser als verschrottet werden, denkt sich der Gang, der sich ohnehin sehr nackig vorkommt ohne seinen hübschen Buchenbewuchs. Sehr nackig wirkt auch Umkirchs „neues Wohnzimmer“, das mittlerweile mehr an einen Exerzierplatz für Panzer und Bagger erinnert, als an die kuschelige Seele der Gemeinde, die Festspielautor Rosenstiel angekündigt hatte. Dumm nur, dass er derartige Seelen irgendwie auch schon an andere Gemeinden verkauft hat, es dem Platz also schon von der Papierform her an einer auf die speziellen Umkircher Bedürfnisse zugeschnittenen Individualität mangelt. Noch sind die Hauptrollen also klar: Rosenstiel als Mephisto und Walter Laub als Hamlet!

Protesttechnisch langsam warmgelaufen hat sich aber in den vergangenen Monaten das Ensemble der Festspiele, der Umkircher Gemeinderat. Was dazu führt, dass Festspielintendant und Hamletdarsteller Walter Laub seinen Totenschädel immer verzweifelter anguckt. Zwar herrscht in den Reihen der Mimen alles andere als Einigkeit, dafür hat aber jeder inzwischen eine ganz eigene Idee, wie das Stück „Ortskernneugestaltung“, so der Arbeitstitel, anzulegen ist. Und alle Darsteller/Innen sind auch stets für Überraschungen gut. Letzter Clou war die Auswahl der Knüllerlampe TRILUX, die, so scheint es, nur gewählt wurde, weil sie wirklich niemand haben wollte. (Ein Scherzer: "Roswitha-Geschmack?") Die Bühnenbeleuchtung kommt also schon mal echt billig daher. Vor den Mauerdurchbruch zur Ladenzeile an der Gutshofostseite hat der erboste Grundstückseigentümer mal präventiv sein Auto geparkt, das Publikum darf inzwischen auch mitspielen! Vielleicht sollte man das Loch in der Gruselwand mit dem Rest Laubengang wieder zustopfen. Und während die neuen „sitzkalten“ Granitmäuerchen nur im trocknen Zustand halbwegs „historisch passend“ aussehen, ist der Farbton des Granitpflasters nur in nassem Zustand zu ertragen. Auf die Bühnentechnik kommt also Einiges zu!
 
Fest steht letztlich, dass dem Stück „Ortskernneugestaltung“ ein Autor fehlt, der es fertig bringt, zum einen ein stimmiges wie individuelles Konzept vorzulegen und dieses auch durchzusetzen und zum anderen, und das ist wesentlich, ein Gespür für die Seele der Bühne, der Gemeinde Umkirch nämlich, und des Publikums, den Umkircher Bürgern/Innen mitbringt. Volker Rosenstiel hat ganz offensichtlich den Nerv getroffen: Sein grauer Kalt-Plan geht inzwischen allen auf die Nerven! Und Hamletdarsteller und Schlossbühne-Büningen-Intendant Walter Laub zerreißt sich immer weiter beim Spagat zwischen dem einst vom Ensemble Gemeinderat mehrheitlich abgesegneten „Stadtplan“ und dem, was zu Sehens daraus zu werden scheint: Ein herz- und planloses komplett platt diskutiertes Chaos auf das eine traurige Maria müde herabschaut.
Zwei Möglichkeiten drängen sich ins Auge des Betrachters: Hoffen und beten oder handeln! Aus den Reihen von Waldorf (Erhard Haas) und Statler (Tom Hirzle), den Festspiel-Logengästen aus den USA, kam die erlösende Heilsbotschaft: Augen auf, Planer wechseln!
 
Die Umkircher Festspielleitung sollte diesen klaren Schritt ernsthaft überdenken, denn nicht jedes Stück passt in jedes Theater, was wohlweislich nichts über die Qualität des Autors sondern über die Harmonie zwischen Stück, Bühne, Ensemble und Publikum aussagt. Vielleicht werden auf diesem Wege die Umkircher-Ortskern- Festspiele doch noch ein Erfolg für die dort lebenden Seelen… Vielleicht hilft beim Schutz vor dem Geschmack des "grauen Mephisto" Rosenstiel die Heilige Maria, Umkirchs Schutz-Patronin,  die (auch in altem Stein),  auf dem Gutshof steht.
Autor:  Julius W. Steckmeister (Umkircher Nachrichten, Artikel-Nr. 3432 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 10.11.2010 18:05.

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1 Kommentar(e)

17.11.2010 11:01:55 Zuletzt geändert am 17.11.2010 11:05:14 von wese   #1

wese (Chef-Redakteur)
   
Registriert seit:
Beiträge: 31
Zur weiteren Ortsplanung von Umkirch erreichte uns auch die Zuschrift eines Bürgers von Umkirch an Bürgermeister Walter Laub, die wir nachfolgend veröffentlichen:

"Sehr geehrter Herr Bürgermeister Laub

Gerne nähme ich am Dienstag Abend an der Versammlung im Bürgersaal teil. Leider bin ich dienstlich verhindert und kann meine Ausführungen dort nicht vortragen. Ich wende mich daher im Vertrauen an Sie als Vertreter für uns Bürger. Grundsätzlich schätze ich die Aufmerksamkeit für uns in 'Umkirch-Ost', dürften hier doch wenigstens 2000 Bürger mit allein ein paar hunderttausend Euro Grundsteueraufkommen leben. Allerdings wäre mir eine positive Aufmerksamkeit lieber.Seit der eigentlich langersehnten B31West Umfahrung haben die Hochhäuser im Osten nun den Verkehrslärm von Süd und von Nordost . Eine zusätzliche Bebauung wertet unsere Immobilien weiter ab, einhergehend mit einem Preisverfall (Folgen eines resultierenden Zuzugs sehen Sie in Landwasser und Weingarten).In unserem lärmgeplagten Wohngebiet brauchen wir kein zusätzliches Gewerbegebiet. Wir haben genügend Geschäfte im Zentrum und schon gar nicht benötigen wir einen weiteren Supermarkt zu den bestehenden drei. Die Geldmengen der Bürger werden nicht vermehrt, sondern können nur weiter umverteilt werden, zum Nachteil der alt eingesessenen Geschäfte.Ein Straßenneubau als Zugang zum gekennzeichneten Gewerbegebiet ist problematisch und gefährlich, nur wenige Meter vom Beginn und Ende der Umgehungsstraßenzufahrt. Und noch schlimmer ist eine Straße von dort entlang der Mittelwegverlängerung bis Ecke Im Brünneleacker/Im Fuchsloch (blaue Linie im FNP). Wenn überhaupt, sollte eine andere anwohnerfreundliche Lösung gefunden werden. Die Abschaffung des gemeindeeigenen Sport/Fußballplatzes hinter dem Haus 18 (Schauinsland Straße) wäre bürgerunfreundlich und ist gegen das Gemeinwesen gerichtet. Die fröhlichen Aktionen auf dem Freizeitplatz hatten Sie selbst gefördert für alle Umkircher. Sie können davon ausgehen, dass beim Verlust des Platzes die Kinder und Jugendlichen unserer Anlage dann auf unsere Gemeinschaftsrasenflächen ausweichen und so zerstören. Hier gibt es reichlich Kinder. Fazit: Wenn Sie das Ackerland in Bauland umwandeln müssen, dann kein Gewerbegebiet, keine Zugangsstraße von der L115, sondern nur sog. 1-2-Familienhäuser mit Zu-und Abfahrt über Feldbergstraße bis zum Fuß-/Radweg ab Regenbogen Kindergarten. Eine solche Lösung wäre aufwertend für uns 'Umkirch-Ostler' (abgesehen vom vorübergehenden Baulärm über drei Jahre). Bitte denken Sie an uns und für uns. Wir gehören dazu. Mit freundlichen Grüßen
Wolf Zimmermann, Schauinsland Str. 10"

 


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