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Ein „Bärendienst“ von Hirzle, Haas, Müller und Co

Die "Zu-Müller" hatten fanden bei den Bürgern kein Gehör: Die neue Bürgermeistertanne wurde für Walter Laub aufgestellt. (Bild: J.W. Steckmeister)

Der Regionalia-Kommentar zur Bürgermeisterwahl in Umkirch am 14. 03. 2010 

Zumindest in Umkirch pfeifen es seit Sonntagabend, kurz vor halb acht, die Spatzen von den Dächern: Umkirchs neuer alter Bürgermeister heißt Walter Laub. Und wirklich überraschend ist das Ergebnis wohl für Niemanden. Bereits am Rosenmontag (15.02), dem amtlichen Ende der Meldefrist für potentielle Gegenkandidaten, stand auch offiziell fest, dass es keinen weiteren Bewerber für den Posten des Gemeindeoberhauptes geben würde. Und die Gründe für den Bewerbermangel liegen auf der Hand: zum einen hatte Laub ein glückliches Händchen, auch unbequeme Altlasten wie das fehlspekulierte Gewerbegebiet „Stöckmatten“, ein Erbe seines Vorgängers Ulrich Greschkowitz (SPD), trotz Millionenschulden noch in eine Art "Vorzeigeprojekt" umzuwandeln. Zum anderen konnte auch er in Sachen B31- West von der wackeren Vorarbeit profitieren und 2007 in einem öffentlichkeitswirksamen Festakt die lang ersehnte Ortsumfahrung freigeben. Ebenso fallen in seine Amtszeit Prestigeprojekte wie die Gutshofsanierung, die lukrative Ansiedlung des Fruchtgroßhändlers „Merkur Frucht“ so wie die Gründung des gemeindeeigenen Energieversorgers Gemeindewerke Umkirch GmbH (GWU). Ein Blick auf das Wahlergebnis zeigt jedoch, dass Umkirch von einem „Wir sind Laub“-Gefühl doch noch sehr weit entfernt ist. Von 4048 wahlberechtigten Einwohnern und Einwohnerinnen stimmten gerade einmal 1347 für den Amtsinhaber. Doch es waren satte 88 % der Wähler, die ihre Stimme auch tatsächlich  abgaben.  Rund zwei Drittel des Umkircher Wahlvolkes hätten ihre Stimme damit theoretisch einem Mitbewerber geben können. Diese Hoffnung hegte wohl auch Tom Hirzle mit seiner „Wahl braucht Auswahl“- Annonce im Staatsanzeiger. Eine auf den ersten Blick sowohl rein mathematisch wie auch demokratisch durchaus sinnvolle und lobenswerte Aktion, wenn sie noch dazu offen "eingefädelt" worden wäre. Die Hoffnung jedoch, ein ortsfremder Kandidat würde sich a) finden lassen und auf der Karte Greschkowitz, Hirzle, Haas und Co reisen und b) gewählt werden war allerdings eine Illusion. Diese falsche Hoffnung platze wie eine Seifenblase. Und so geriet die Staats(anzeiger)affaire zur Farce. Hirzles Argument, als inzwischen selbstständiger Architekt wolle er seine Existenz nicht für eine Bürgermeisterkandidatur aufs Spiel setzten (BZ vom 24. 02. 2010), klingt schwach. Wenn er hätte AusWahl schaffen wollen, hätte sich der Stimmenkönig der Gemeinderatswahl 2009 (und auf den rollen Umgehungsstraßen-Zug mit cleverer PR aufgesprungene)  „B31- West(ern)- Held“ selbst zur Wahl stellen müssen. Das hätte ihm Respekt verschafft. Stattdessen hängte sich der Architekt mit seinem ebenfalls parteiunabhängigen Fraktionskollegen Erhard Haas (nach gescheiterter Kandidatensuche) per Annonce an die unglückselige „Flugblattaktion“ einiger Umkircher Unzufriedenen (Rentner-Gruppe Müller, Teuffel, Buchali und Co) an. So erschien auf der SPD-Homepage ein Muster-Stimmzettel, der, analog zu der Forderung auf dem Flugblatt und der Seite www.umkirch-extra.de, die selbe Flugblatt-Urheber-Aufforderung  hat, nämlich in die Leerzeile auf dem Wahlzettel eine beliebige wählbare Person zu schreiben, um so einen zweiten Wahlgang zu erzwingen. Wenigstens ließ man sich bei der SPD nicht noch dazu hinreißen, Namensvorschläge unbeteiligter und ungefragter UmkircherInnen zu machen und deren Namen unerlaubt als  Vorschlags-„Kandidat“ zu missbrauchen, sondern begnügte sich mit dem alten Bekannten „Mustermann“. Doch das "Muster"  von Hirzle, Haas, Müller und Co. war OHNE WERT.

Bürgermeister Laub, darüber herrscht Einigkeit, hat die ganze Aktion mehr genutzt als geschadet. Laubs „Wahlkampf“ war professionell, Renter Müller und Co erschienen dagegen mit ihrer Aktion provinziell. Greschkowitz, Hirzle und Hass wurden nicht klammheinmlicher politischer Profiteur der gelben Flugblatt-Aktion von Müller und Co, sondern erhielten eine schallende Wähler-Ohrfeige.

Eine Wahlbeteiligung von immerhin rund 39% ist für eine Ein-Mann-Veranstaltung, wie es die Umkircher Wahl letztlich geblieben ist, ein recht beachtliches Ergebnis. Einen Bärendienst hat Hirzle allerdings der Umkircher SPD getan. So ist bei dem einzigen SPD-Parteimitglied im Gemeinderat, dem Bundesverdienstkreuz-Träger Henning Wellbrock, die Gefühlspalette von resigniert bis erschüttert noch vorsichtig formuliert. Wellbrocks Weisheit hätte Hirzle und Haas vor ihrem Flop bewahren können. Von einer Zusammenarbeit innerhalb der Fraktion, so Wellbrock gegenüber REGIONALIA - den Umkircher Nachrichten - könne schon seit Herbst 2009 nicht mehr die Rede sein. Ganz im Gegenteil, fühle er sich sowohl in seiner Fraktion als auch in seiner Partei mit seiner versöhnlichen Linie zunehmend isoliert. Sein Rücktritt als Vorsitzender der Umkircher SPD, Mitte Oktober des vergangenen Jahres, ist ein mehr als deutliches Zeichen seiner Verfasstheit, aber auch des Zustandes der Partei und des Umgangs mit Stimmen-Bringer Wellbrock.  Hatte der parteilose Hirzle der (seit der Abwahl von Ulrich Greschkowitz) am Boden liegenden SPD zur Gemeinderatswahl 2009 - mit den Polit-Profi Wellbrock - noch frischen Wind in die Segel gepustet, steht es um die Partei nun eher noch schlechter als zuvor. Auch sollte man sich fragen dürfen, wie viel „Greschkowitz“ die Umkircher SPD überhaupt noch verträgt. Die "Geschkowitz-Medizin" wollten einst nicht nur der in Umkirch hoch verdiente Hans-Jürgen Siebert, und danach der damalige SPD-Vorsitzende Walter Rafslksi, nicht mehr schlucken, sondern auch andere mit ihrer Arbeit in der Bevölkerung angesehehe Gemeindeärte/innen der großen, alten  SPD. Sie alle können ihre Greschkowitz-Erfahrungen nun mit Wellbrock austauschen.

Analog zur (personelle) Altlasten schleppenden Bundespartei wäre der Mut zu neuen Gesichtern auch den Umkircher "Altlasten"-Sozialdemokraten dringend anzuraten. Der "Phönix aus der Asche",  Tom Hirzle,  ist in jedem Falle verbrannt. Und Greschkowitz ist es schon zweimal. Beide Männer sind fortan - politisch gesehen -  "Asche" in Umkirch.

Autor: Julius W. Steckmeister
  (Umkircher Nachrichten, Artikel-Nr. 2134 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 16.03.2010 07:53.

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