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Montag, 25. November 2024
ISSN 2698-6949
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Örtliches

Weihnachtskonzert mit hohem I: Musikverein Ihringen spielt "Bräutigam" für Weihnachten?

Weihnachtliche Töne nicht für die Katz: Weihnachtskonzert des Musikvereins Ihringen am Schluss besinnlich. (Bild: A.Schmidt)

Im warmen Weindorf Ihringen wird nicht nur der Wein von der Sonne verwöhnt, sondern auch das Leben. Es wird nicht nur gut gekocht und lecker gegessen, sondern auch herzlich gesungen und froh gefeiert. In der Meinung erfahrener Feinschmecker ist das beste Ihringer Restaurant noch immer das berühmte „Bräutigam“. Nicht nur, weil Wirtin Verena Bräutigam immer erfrischend herzlich lacht, sondern auch selbst vorzüglich kocht. Beim Schoppen im „Goldenen Engel“ sind die Ihringer gerne unverzagt: Dort verlässt sie der Teufel des hektischen Lebens. Das Gasthaus „Zum Goldenen Engel“ ist die altehrwürdige Konkurrenz der modernen Zeitungen. Es ist das „Linguale Tagblatt“ von Ihringen. Wenn die Trauben geerntet sind und ihr Saft in den Fässern reift, ist in Ihringen - nach getaner Arbeit - Besinnlichkeit angesagt. Und während Joachim Bräutigam, der Nestor der Ihringen Kochkunst, mit seiner charmanten Tochter Verena und seinem Schwiegersohn schon die Weihnachtsgänse im Blick hat, spielt der Musikverein Ihringen „Bräutigam für Weihnachten“: Mit einem Weihnachtskonzert in der bis auf den letzten Platz gefüllten evangelischen Dorfkirche. Die Ihringer Musikanten setzten ein hohes "C" auf ihr Ihringer "I". Regionalia berichtet mit einem Bildbericht über die Ihringer Einstimmung auf Weihnachten 2016. 

Neue Musiker-Generation beim Weihnachtskonzert des Musikvereins Ihringen e.V.

Der Generations-Wechsel war beim diesjährigen Weihnachtskonzert des Musikvereins Ihringen (am Sonntag, den 18. Dezember 2016) nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar. Es war kein Konzert der leisen, besinnlichen Töne, sondern ein Spektakel der lauten Töne. Die Turmbläser eröffneten das Konzert und hinterließen einen starken Eindruck. Werner Erhart dirigierte danach das stark verjüngte Orchester des Ihringer Musikvereins. Nachdem die junge Vorständin Aline Danzeisen (Öffentlichkeitsvorstand) die Ihringer Weihnachts-Soirée wortreich eröffnete, führte die neue Orchester-Vorständin Marita Karle ebenfalls sehr wortreich durch das Konzertprogramm und kündigte jeden Programmpunkt mit ihren Erläuterungen an

Pfarrer Peter Boss forderert Reflexion zum Weihnachtsfest.

Der Musikverein spielte zunächst vier Stücke, bevor der evangelische Pfarrer Peter Boos eine selbstkritische Besinnung mit der Rezitation der Weihnachtsgrippen-Geschichte
„Alles für die Katz“ des früheren katholischen Bischofs von Innsbruck, Dr. Reinhold Stecher, versuchte. Die Bischofs-Rede sollte eine Rezession sein. Sie geißelte das Wohlstandsdenken und das „Immer-mehr-haben-Wollen“ an und erinnerte daran, dass die Krippe kein Symbol des Habens, sondern ein Symbol des Schenkens sei. Wir veröffentlichen den Text der bischöflichen Weihnachtsgeschichte am Ende dieses Artikel. In Ihringen ist die katholisch-evangelische Verbindung noch immer sichtbar: Der alte Taufstein und das Kreuz mit dem Korpus Jesus Christus stammt noch aus der katholischen Martinskirche und ist dem Heiligen Martin geweiht.

Evangelischer Kirchenchor Ihringen führt ins weihnachtliche Elysion.

Mit dem Kirchenchor wurden die Töne dann leiser und besinnlicher. Er kam mit dem strahlenden Chor-Dirigenten Hermann Hess hörbar in sein Element. Hess ließ in den Kehlen seiner Sängerinnen und Sänger die „Freude schöner Götter funkeln“ und führte sein Ensemble ins weihnachtliche o du fröhliche, o du selige Ihringer Elysion.

Orchester-Vorständin Marita Karle war Conférencière beim Ihringer Weihnachtskonzert 2016.

Im Anschluss spielte der Musikverein fünf weitere Stücke aus seinem Konzertprogramm. Sie wurden erneut von der Conférencière der weihnachtlichen Soirée, Marita Karle, mit vielen wiederholenden Worten angekündigt

Für Musikkenner war hörbar, dass sich das verjüngte Orchester mit dem „jungen wilden Potential“ noch in seiner Findungsphase befindet und noch etwas Harmonie und Zähmung bedarf. Denn mancher Zuhörer fragte sich wohl, ob die Lautstärke eher an den Freiburger Musikkeller „Crash“ erinnerte, als an ein besinnliches Weihnachtskonzert in der ehrwürdigen (von 1874 bis 1877 erbauten) neuromanischen Hallenkirche mit ihren sieben Langhausjochen den schönen rundbogigen Fenstern, dem dreiseitig geschlossenem Chor und dem 61 Meter hohen Westturm. Erst am Schluss des Konzertes erreichte das Orchester die Herzen der Zuhörer und es kam weihnachtliche Stimmung auf: Als die Scheinwerfer des zurückhaltend-edel geschmückten Gotteshauses erloschen und die Zuhörer mit dem Orchester im Kerzenlicht des herrlichen Tannenbaumes bekannte Weihnachtslieder und das "O du Fröhliche" für eine selige und gnadenbringende Weihnachtszeit sangen. Die Vorstandsdame Aline Danzeisen meldete sich am Schluss noch einmal in eigener Sache und übermittelte danach den Zuhörern ihre Glückwünsche zu den bevorstehenden Festtagen. Für Ihringer Verhältnisse war es ein belebendes und schwungvolles Konzert, das zu großen musikalischen Hoffnungen in der Zukunft berechtigt.  Der einfachen Worte für das intelligente und lebenserfahrene Publikum waren es etwas zu viel und das Orchester sollte bedenken, dass es nicht für sich, sondern für ein überwiegend älteres Publikum spielt, dessen Gehör nicht durch Disco-Lautstärke geschädigt ist.  Das jugendliche Sendungs-Bewusstsein der Vorständinnen braucht noch etwas weniger "Mikrofondrang" und mehr Geistreiches auf dem Weg zur bezaubernden Musikvereins-Conférencière. Mit noch mehr Übung und Erfahrung wird das dynamische Power-Orchester mit noch reiferen Töne und weniger Worten überzeugen. Jeder „Maître de Plaisir“ braucht auf seinem Weg zum Publikums-Liebling Kritik, Übung und Erfahrung.

 

Alles für die Katz?
Grippen-Geschichte des Innsbrucker Bischofs Dr. Reinhold Stecher

"Liebe Schwestern, liebe Brüder!

Es war im Bregenzerwald, in einem der wunderbaren Bauernhäuser, in dem ich zu Gast sein durfte. Es war um die Weihnachtszeit, und in der heimeligen Stube war neben dem Christbaum eine große Krippe aufgestellt. Alles atmete festliche Feierlichkeit. Im Hause lebte auch ein behäbiger Kater, der die Wärme liebte und immer auf der Suche nach exquisiten Ruheplätzen war, wie das Kater so an sich haben. Es gelang ihm auch, am Abend in die Stube zu schleichen, die an sich nicht als sein Nachtquartier vorgesehen war. Auf der Suche nach einem besonders angenehmen Schlafplatz stieß er auf den Stall von Bethlehem. Kurzerhand räumte er die Heilige Familie, einen daneben stehenden Engel sowie Ochs und Esel hinaus und rollte sich dann an heiliger Stätte wohlig zusammen.
Als man am Morgen in die Stube trat, erkannte man den Frevel. Aus dem Hirtenstall blinzelte der faule Kater, und über ihm hielten die Engel mit verzückten Gesichtern das Band "Ehre sei Gott in der Höhe". Sie hatten nämlich die wesentliche Veränderung zu ihren Füßen noch gar nicht mitbekommen. Natürlich wurde der Kater hinausgejagt, erhielt für die restliche Weihnachtszeit striktes Stubenverbot; und im Übrigen hat man über dieses einmalige Krippenspiel viel gelacht. Aber wenn ich über diese Geschichte länger nachdenke, ist sie doch ein kleines Verweilen wert, und zwar auch zu dieser Stunde. Die Frage ist doch, ob sich nicht auch bei unseren Krippen heimlich fette Kater einschleichen könnten, die das Heilige ausräumen und sich dann breit in die Mitte legen. Die Frage ist, ob nicht auch unsere Krippen, die uns an sich viel bedeuten, für die Katz sein könnten. Also wollen wir einmal ein wenig Umschau halten nach Katern, die durch unsere Stadt und unsere Wohnungen schleichen und aus den Ställen von Bethlehem das Wunder aller Wunder ausräumen möchten, um sich selbst breit und bequem in die Mitte zu legen. Ein besonders zutraulich schnurrendes Exemplar, das in so manchen Häusern Eingang findet, ist die religiöse Oberflächlichkeit. 

Sie hält es mit ein paar verblassten Traditionen, dem einen oder anderen aufrechterhaltenen Brauchtum - aber das alles nimmt man eigentlich nicht ernst. Von der Substanz des Glaubens bleibt nicht viel übrig. Man stellt eine Krippe auf, weil sie zum Haus gehört wie das festliche Kaffeegeschirr oder die überlieferten Glaskugeln am Baum. Eigentlich ist die Krippe nur eine jahreszeitlich bedingte Dekoration. Man kommt bei ihrem Anblick gar nicht auf den Gedanken, aus irgendeinem verborgenen Winkel des Herzens einen Dank dafür aufsteigen zu lassen, dass es Gott so gut mit uns meint. Und damit wird die Krippe ein Brauch für die Katz. Ein anderer Katertyp wäre der grantige, missgelaunte, bei dem man immer Angst haben muss, dass man beim Streicheln einen Hacker abbekommt. Ich meine mit diesem Kater den Dauerstreit, den Familienzwist, die wachsende Entfremdung, den Unfrieden. Die Glorienengel, die wochenlang, die ganze Weihnachtszeit hindurch das Transparent mit "Friede den Menschen auf Erden" halten, müssen sich doch so frustriert vorkommen, wenn im Haus ständig Hass und Streit herrschen. In diesem Falle hätte sich also ein alter rheumatischer Kater in der Mitte eingerollt, der nach allen Seiten Hiebe austeilt. Und da könnte die Krippe noch so schön sein, sie wär' doch wieder für die Katz. Denn die schönste Krippenbeleuchtung ist ein gewisser Friede im Haus, ein Aufeinander-Zugehen und ein gegenseitiges Wohlwollen. Vor einem anderen Katertyp möchte ich auch noch warnen. Er ist fett und selbstbewusst, und unser Zeitalter züchtet ihn mit Vorliebe. Er kann bei uns sehr leicht den Platz in der Seele einnehmen, der eigentlich dem Höchsten und Heiligsten vorbehalten wäre: Er symbolisiert das Immer-mehr-haben-Wollen, das Kreisen aller Gedanken um den materiellen Besitz. Diese Katerart vermag die Krippe besonders gründlich auszuräumen.

Vor einem anderen Katertyp möchte ich auch noch warnen. Er ist fett und selbstbewusst, und unser Zeitalter züchtet ihn mit Vorliebe. Er kann bei uns sehr leicht den Platz in der Seele einnehmen, der eigentlich dem Höchsten und Heiligsten vorbehalten wäre: Er symbolisiert das Wohlstandsdenken, das Immer-mehr-haben-Wollen, das Kreisen aller Gedanken um den materiellen Besitz. Diese Katerart vermag die Krippe besonders gründlich auszuräumen. Da wird die kostbare, alte Barockkrippe nur mehr zum Statussymbol und zur Geldanlage, und jede Papierkrippe, die ein Erstklässler selber baut, ist zehnmal mehr wert. In ihr hat der fette, große Kater gar keinen Platz. Diesem Repräsentanten der Sattheit und des Fressnapfs sollten wir striktes Stubenverbot geben. Die Krippe ist nämlich kein Symbol des Habens, sondern des Schenkens. Der Himmel schenkt sich um Weihnachten der Erde, und die Hirten und Weisen bringen die Geschenke der Erde dem Himmel. Es gäbe wahrscheinlich noch ein paar Arten von Katern, auf die man aufpassen müsste - aber wir wollen's bei diesen bewenden lassen. Nehmen wir uns zu Weihnachten doch fest vor, dafür zu sorgen, dass unsere schönen und berühmten Krippen niemals "Krippen für die Katz" werden."

Autor:  wese (Kaiserstuhl-Tuniberg, Artikel-Nr. 11768 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 18.12.2016 13:48.

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Gentlemen der alten Schule: Der 80 jährige Gebhard Göpfert ist der Grandseigneur des Kirchenchors von Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Weihnachtskonzert Ihringen (Bild: A.Schmidt)  

Programm Weihnachtskonzert 2016 des Musikvereins und des Kirchenchors Ihringen (PDF-Dokument: Regionalia)  
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