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Samstag, 21. Dezember 2024
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Sport

Fussball-Splitter: Job los statt Meisterschaft? Steht Robin Dutt in Leverkusen vor dem Aus? Zoff statt Karneval in Köln. Wortgefechte und Fahrt im Suff

Der 1. FC Köln macht seinem Ruf, ein Klub zu sein, bei dem niemals Ruhe einkehrt, in diesen Wochen alle Ehre. Beinahe jeden Tag gibt es Nachrichten über Zoff und Zeter am Geißbockheim. Jetzt hat sich Sascha Riether mit einem Trainer angelegt und dabei Volker Finke ins Spiel gebracht. Die sportliche Entwicklund verläuft schleppend, was wohl der Grund für eine tiefe Unzufriedenheit bei Spielern, Fans und Verantwortlichen ist. Ist Volker Finke der Schuldige für die vergiftete Atmosphäre? In Freiburg hielt er sich 16 lange Jahre, ehe die Ikone Kratzer bekam. In der meinungsfreudigen Domstadt Köln treten die Dinge schneller zu Tage. Wie lange kann Finke sich noch halten? Und wie verkraftet Mönchengladbach den Ausfall von Mike Hanke, und fällt auch Marco Reus aus? Nächste Saison müssen die Fohlen ohne das Super-Talent auskommen. Geht es dann wieder bergab? Zersägte Betten fanden derweil in dieser Woche die Schalker Profis in einem tschechischen Hotel vor. Und in Leverkusen ist die Trainer-Diskussion neu entflammt. Kann es bei Bayer noch ein gutes Ende für Robin Dutt nehmen? 

Borussia Mönchengladbach: Viele fragen sich, ob die Erfolgs-Geschichte der Mönchengladbacher weitergeht. Scheinbar unaufhaltsam streben sie der Tabellen-Spitze entgegen? Doch auch ohne Mike Hanke und „Überflieger“ Marco Reus? Denn die beiden könnten am Wochenende wegen Verletzungen fehlen. Sieht Gladbach dann alt aus? Bei Mike Hanke ist die Grippe so gravierend, dass ein Einsatz gegen Kaiserslautern kein Thema ist. Hanke wird ausfallen. Umso wichtiger wäre der Einsatz von Marco Reus, bei dem es besser aussieht, denn seine Adduktoren-Verletzung ist auf dem Weg der Besserung. Nach jüngsten Recherchen vom Freitag wird Reus am Samstag dabei sein.
Die Mönchengladbacher zählen zweifelsfrei zu den Überraschungs-Mannschaften dieser Bundesliga-Saison. Die vom kauzigen Taktik-Tüftler Lucien Favre Woche für Woche glänzend eingestellten "Fohlen" spielen anscheinend sogar um die Meisterschaft mit. Das sagt die Tabelle aus. Das war seit Mitte der 70-er Jahre, als ein Hennes Weisweiler, Günter Netzer oder Jupp Heynckes fußballerische Maßstäbe in der deutschen Bundesliga setzten, kein Thema mehr beim Kult-VfL. Gladbach hat zwar schon oft die Meisterschale ergattert, hat aber dennoch nie den Durchbruch zur ganz großen Fußball-Adresse geschafft, wie etwa Bayern München. Gladbach ist immer Provinz geblieben. In dieser Bundesliga-Spielzeit zeigen die Westdeutschen der Liga in dieser Bundesliga-Spielzeit eigentlich nur, was es heißt, schnell umzuschalten im modernen Fußball. Früher nannte man das Kontern und das war langweilig und wurde als Feigheit vor dem Gegner ausgelegt. Doch heute gibt es ja für viele Dinge eine positive Umschreibung. Taktisch klug spielten die Gladbacher, heißt es über die erfolgreich auf den Platz gebrachten Blaupausen von Lucien Favre. Das Fußball-Magazin "11Freunde" sieht Gladbach derzeit sogar "wie auf Drogen". In Anlehnung an einen bekannten Beatles-Klassiker dichteten sie "Lucien in the Sky with diamonds". Viele gönnen den Gladbachern und ihrem sympathischen Fußball-Vordenker aus der Schweiz den Erfolg. Inzwischen ist Lucien Favre sogar ein Kandidat bei den Bayern, sollte Heynckes den Bäggel hinwerfen. Doch geht das nicht zu schnell? Sind die Lobeshymnen angebracht? Einen am Boden liegenden Klub aus dem Dunkel wieder ins Licht zu führen, wie es Lucien Favre mit den Gladbachern geschafft hat, ist eine respektable Leistung. Doch über einen längeren Zeitraum eine Mannschaft zu etablieren, ist eine ganz andere Geschichte. Schon die nächste Saison wird Antworten geben, es wird interessant zu beobachten sein, ob Favre und die Fohlen ohne Überraschungsmoment, denn Gladbach wird man auf der Rechnung haben, einen ähnlichen Lauf haben werden und ob die Taktik des Reagierens noch einmal so aufgehen wird wie in dieser Saison. Denn der Gladbacher Erfolg ist stark von der sicheren Defensive abhängig und da hat man in dieser Saison sehr wenige Gegentore bekommen. Ob sich das wiederholen lässt? Zweifel sind auch angebracht, weil oft vergessen wird, dass Mönchengladbach sehr stark von den Leistungen des Ausnahme-Spielers Marco Reus lebt. Der Wirbelwind hat den Fohlen in durchschnittlichen Spielen mit einem "Gala-Moment" manchen Punkt gerettet. Nächste Saison kickt Marco Reus in Dortmund. Gladbach schaut sich schon nach Ersatz um. Doch einen adäquaten Ersatz werden die Gladbacher nicht finden können für „Überflieger“ Marco Reus und damit droht die Gefahr, wieder kleinere Brötchen backen zu müssen in Gladbach.

BVB Borussia Dortmund: Auch Meister Borussia Dortmund hat personelle Sorgen. Der BVB muss morgen beim Klub Hertha BSC aus Berlin mit Shinji Kagawa auf einen seiner wichtigsten Eckpfeiler im Team verzichten. Der Japaner hat sich einen Außenbandriss (!) zugezogen und wird wohl auch anschließend noch ausfallen. Umso bitterer, da auch Mario Götze wegen seiner Schambein-Entzündung weiter fehlt. Immehrin haben die Dortmunder aber einen tieferen Kader als die Mönchengladbacher: Kagawa wird wahrscheinlich durch den ehemaligen Welt-Torjäger Lucas Barrios ersetzt.

1. FC Köln: Passend zur Karnevalszeit kommt Köln nicht zur Ruhe. Allerdings geht es weniger um die närrische Zeit und die von Jecken gesäumten Straßen der Rhein-Metropole, sondern um den anhaltenden internen Zwist beim „FC“. Dauer-Zoff am Geißbockheim! Es brennt an allen Ecken beim „Klub der Emotionen“. Jeder schießt gegen jeden, wobei oft der umstrittene Sportdirektor des Vereins, Volker Finke, als Grund des Übels angesehen wird. Mit Wolfgang Overath hat der frühere Freiburger Kult-Trainer intern seinen großen Mentor verloren. Geschäftsführer Claus Horstmann steht angeblich noch hinter Finke. Doch wie lange noch? Die Finke-Fraktion bröckelt. Nach unseren Informationen hat der Manager beim Podolski-Klub keine lange Zukunft mehr. In Köln muss man nicht nur seriöse Arbeit machen, man muss auch beliebt sein beim Kölner Fußball-Volk. Das ist genauso wichtig, wie gelungene Transfers. Im Training geht es sogar schon so weit, dass von Volker Finke geschätzte Spieler es im Verein schwerer zu haben scheinen als andere. Der Anfang vom Ende Finkes? In dieser Woche knallte es zwischen Finke-Zögling Sascha Riether und Kölns dänischem Co-Trainer Bard Wiggen. Riether, der mit Finke schon in Freiburg zusammen gearbeitet hat, spielte einen hohen statt einen flachen Pass und wurde dafür vor der gesamten Truppe in großer Lautstärke abgekanzelt. Riether ließ sich das nicht gefallen und entgegnete vielsagend: „Nur weil ich von Volker Finke geholt wurde und ihr ein Problem mit ihm habt, müsst ihr das nicht an mir auslassen“, blaffte Riether, doch die Retour-Kutsche folgte: „Wenn Du dich für was Besseres hältst, dann geh’ doch. Du musst auch noch hier lernen“, soll Wiggen entgegnet haben, woraufhin der ehemalige Deutsche Meister Riether sagte: „Aber nicht von dir.“ Mächtig Zwist am Geißbockheim...

1. FC Köln II: Doch wenn das alles wäre: Nach dem Zoff-Interview von Lukas Podolski, der wieder mal den „FC“ heftig kritisierte (Will da jemand seinen Abgang provozieren?), sorgte auch Miso Brecko für Negativ-Schlagzeilen. Er fuhr im Suff (rund 1,6 Promille soll er gehabt haben) von der Karnevals-Feier nach Hause und während der Heimfahrt rummste es. Brecko ist nun seinen Lappen los. Er musste eine fünfstellige Geldstrafe berappen. Wer den Schaden hat, muss für den Spott bekanntermaßen nicht sorgen. In seiner Heimat Slowenien ist der FC-Star seitdem dem Gespött des ganzen Landes ausgesetzt. Ein Radio-Sender verulkt den Kölner heftig in einer Comedy-Reihe, wo ihm erst ein Job angeboten wird im Balkan-Land. Doch als Brecko ablehnt, veräppelt ihn der Moderator und empfíehlt dem dort landesweit sehr populären Brecko doch lieber wieder mit den Deutschen saufen zu gehen. Fragt sich noch, warum sich ein Fußball-Profi von einer feucht-fröhlichen Karnevals-Feier nicht mit dem Taxi nach Hause kutschieren lässt...

FC Schalke 04: Auf ihrer Stippvisite in Tschechien erlebten die Profis des FC Schalke 04 eine ungewohnte Gastfreundschaft. Als sie vor dem Europacup-Spiel in Pilsen ihre Hotelzimmer bezogen, machten die Schalker verwunderte Augen: Denn die Hotel-Leitung hatte kurzerhand die Betten auseinander sägen lassen, um den deutschen (und sicherlich gut zahlenden) Gästen eine angenehme Bett-Ruhe zu ermöglichen. Die meisten Profis nächtigen vor den Spielen lieber zu zweit in den Zimmern. Doch im Hotel „Golden Fish“ gab es nur Ehebetten und das finden die Fußballer dann wieder doch nicht so prickelnd. Schalke 04 bat um Einzel-Betten. Und siehe da: Statt neue Betten zu kaufen, ließen die Tschechen kurzerhand den Schreiner anrücken und ließen die Schlaf-Stätten zerteilen. Dabei versucht man bei Gastspielen ausländischer Mannschaften nicht selten, dem Gegner der lokalen Truppe es so schwer wie möglich zu machen. In südlichen Ländern ist es nicht unüblich, dass vor den Hotels in der Nacht so viel Krach veranstaltet wird, dass man kaum Ruhe findet. Die Schalke trafen aber auf seriöse Gastgeber und fanden offenbar einen erholsamen Schlaf: Sie spielten 1:1 gegen Viktoria Pilsen udn haben gute Chancen, die nächste Runde der Europa-League zu erreichen.

Bayer Leverkusen: Ebenfalls vor einer sehr schweren Zeit steht nach unseren Informationen Robin Dutt bei Bayer Leverkusen. Steht er sogar schon vor dem Aus? Rund um den Pillen-Klub wird bereits über eine baldige Demission des selbst verliebten Leverkusener Trainers diskutiert mit dem der Klub nicht wie gewünscht voran kommt. Als 1. Kandidat für eine Nachfolge gilt Ralf Rangnick, der morgen im „Sportstudio“ erstmals öffentlich über sein „Burn-Out“ reden wird. Wird er Dutts Nachfolger? Der ehemalige Freiburger Robin Dutt traut sich viel zu. Auch für die Champions-League sah er sich gerüstet. Doch das Thema Meisterschaft ist längst gegessen. Und vom FC Barcelona wurde Bayer in dieser Woche im Achtelfinale verprügelt. Nicht die Niederlage ist das Problem, sondern die offennsichtliche Chancenlosigkeit der Leverkusener. Man traute sich nichts zu. Bayer fügte sich und es schien, als sei Robin Dutt am Ende gar nicht mal unzufrieden gewesen mit dem 1:3. Viele Fans waren anderer Meinung. Sie schämten sich für eine mutlose Vorstellung ihrer Mannschaft. Auch dass die Leverkusener Spieler sich wie kleine Jungs für den Trikot-Tausch mit den Barcelona-Stars anstellten, brachte Bayer keine guten Kommentare ein. War der Respekt so groß vor den Barca-Spielern? Hat man sich vielleicht während des Spiels ein Autogramm geholt? Sollte ein Trainer nicht gerade vor solchen Spielen gegen die besten Spieler der Welt, daran ansetzen, dass seine Spieler nicht zu viel Respekt haben und das Spiel wie jedes andere angehen und nicht in Ehrfurcht erstarren? Nach Meinung der Bayer-Oberen wie Rudi Völler und Wolfgang Holzhäuser wollte mit Robin Dutt den nächsten Schritt machen. Nun ist man aus der Königsklasse praktisch ausgeschieden. Denn wer glaubt bei soviel Selbstzufriedenheit des Trainers an ein 4:1 in „Nou Camp“? Und in der Tabelle der Bundesliga steht der Klub, der letztes Jahr noch Vizemeister war und endlich mehr wollte, als nur Zweiter, Dritter oder Vierter zu werden, unter ferner liefen. Das Heimspiel gegen Augsburg ging nicht in die Hose, sonst hätte Robin Dutt richtig gewackelt. Doch werden die Leverkusener mit dem schwäbischen Kölner noch warm? Oder hat der (sehr wackelige) Heimsieg gegen Augsburg nur Aufschub gegeben?
 

Autor:  Mario Seliger (Regionalia Deutschland, Artikel-Nr. 6096 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 19.02.2012 13:41.

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