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Umkirchs „Don Camillo“ und „Peppone“ feilschten hart: Pfarrer Artur Wagner wurde dabei zu "Don Artur"

Pfarrer Artur Wagner wurde in Umkirch zu Don Artur (Bild: Regionalia)

Der katholische Pfarrer von Umkirch im Breisgau, Artur Wagner, lieferte vor seinem Abschied seiner Gemeinde ein Meisterstück an Verhandlungs-Management ab. Seine Kirche, die Älteste im Breisgau, ist älter als das Freiburger Münster. Doch sie muss renoviert werden. Und dazu braucht man viel Geld. Pfarrer Wagner beschaffte es seiner Kirchen-Gemeinde. Er setzte beim Verkauf von zwei Kirchen-Grundstücken seine Kontrahenten „schmachmatt“ und machte für seine Kirche das Geschäft seines Lebens. 

Der italienische Schriftsteller und Karikaturist Giovannino Guareschi benutzt in seiner weltberühmt gewordenen Geschichte über „Don Camillo und Peppone“ den weisen, gutmütigen und schlitzohrigen Pfarrer Don Camillo und den ebenso schlitzohrigen, aber im tiefsten seines Herzen doch auch gutmütigen, Bürgermeister Peppone, um den Kampf zur Lösung finanzieller und sozialer Fragen, mit unterschiedlichen Mitteln, im Nachkriegs-Italien zu skizzieren. Zu einer Schlacht à la Don Camillo und Peppone kam es jüngst im Rathaus von Umkirch zwischen Bürgermeister Walter Laub und Pfarrer Artur Wagner. Der Sieger hieß am Schluss: „Don Artur“. Der kluge und tiefgründige Pfarrer nimmt in Umkirch leider seinen Hut und hat sich für eine andere Aufgabe entschieden. Er meint, jedes Dorf brauche (auch beim Pfarrer) immer wieder einmal einen erfrischenden Wechsel. Wagner hat sich jedoch mit einem glänzenden „Meisterstück“ verabschiedet und für seine Kirche ein gutes Geschäft eingefädelt. „Don Artur“ wird damit in „Umkirchs Himmel“ auffahren und in die Geschichts-Bücher als „cleverer Geldbeschaffer“ der Kirchen-Renovierung von Mariä Himmelfahrt eingehen.

Pfarrer spielte mit Grundstück „Schach“ und setzte Bürgermeister und Handels-Herr  „schachmatt“.

So verlief der "Deal" der Kirche: Im Rathaus von Umkirch trafen sich kürzlich die drei Kontrahenten Artur Wagner, Walter Laub und Michael Hordewitz um über den Verkauf des „Kirchenhürstles“, eines Wäldchens am Industriegebiet von Umkirch, zu verhandeln. „Mister Banana“, wie Michael Hordzewitz liebevoll als Chef eine großen Bananen-Reiferei genannt wird, will mit seinem gutgehenden, steuerkräftigen Unternehmen Merkur-Frucht nach Umkirch ziehen. REGIONALIA – Die Umkircher Nachrichten - berichtete schon als erste darüber. Bürgermeister Walter Laub will für die Gemeinde seine saftige Gewerbesteuer (angeblich rund eine halbe Million Euro pro Jahr) von dem Obst-, und Gemüse-Großhändler kassieren. Doch um das zu schaffen muss er dem tüchtigen Handels-Herrn ein großes Grundstück anbieten. Und dazu brauchte er die Kirche. Die verfügte im Kirchenhürstle über zwei zusammen 13.013 qm große Grundstücke. Und die brauchte Laub, um das sehr gute Geschäft mit „Mister Banana“ für die Gemeinde „einfädeln“ zu können. Der Bürgermeister und Käufer Michael Hordzewitz hatten ihre Preisvorstellungen, doch sie hatten ihre Rechnung ohne „Don Artur“ gemacht. Der war nämlich angetreten, um sich nicht über den Tisch ziehen zu lassen, sondern um das erzielbare „Optimum“ für seine Kirche herauszuholen. Der intelligente Pfarrer wollte nicht so einfach das Kirchenvermögen verschleudern, sondern er hatte ein ehrenwertes Ziel: Seine Kirche Mariä Himmelfahrt, die älteste Kirche im Breisgau, braucht dringend eine Renovation. Und die wollte er mit dem Grundstücksgeschäft „eintauschen“ und seiner Kirchen-Gemeinde zum Abschied „schenken“. Doch dazu brauchte auch er jemanden, der dies bezahlt: Michael Hordzewitz. Pfarrer Wagner lieferte dem Gemeinde-, und dem Unternehmens-Führer ein „Meisterstück“ an Verhandlungsmanagement. „Don Arthur“ machte den beiden schnell klar: „ohne die Kirche geht hier nix – und die Kirche denkt in Zeiträumen von tausend Jahren“. Beide machten große Augen, als sie erkennen mussten, dass der Pfarrer ihren „Deal“ im Zweifel platzen lässt und noch andere interessierte Käufer in seiner Rückhand hatte. Die Verhandlung stand „Spitz auf Knopf“ und „Don Artur“ war nahe dran „Rien ne va plus“ zu sagen, weil in der Preis-Verhandlung kein Zuschlag auf den angebotenen Kaufpreis gewährt wurde. Bürgermeister Laub sah sein eingefädeltes Gemeinde-Geschäft, und die erträumte Gewerbesteuer, davon schwimmen. Augenzeugen der Verhandlung berichteten, der Bürgermeister sei regelrecht „ausgeflippt“ und habe wegen der Pfarrforderung die Contenance verloren. Doch als Bürgermeister Laub den Verhandlungs-Raum für ein Telefongespräch verlassen hatte, wurden sich Handels-Herr und Hochwürden einig. Michael Hordzewitz legte „ordentlich was drauf“, der Knoten platzte und der Pfarrer schlug ein. „Don Artur“ hatte für seine Kirche das beste Geschäft seines Lebens gemacht. Über 500.000 Euro fließen für die Grundstücke an den katholischen Kirchenfond Umkirch. Zum Waldpreis, ohne die „Hordzewitz- Vergoldung“, hätte das Grundstück der Kirche gerade einmal um die 20.000 Euro gebracht. Und gäbe es nicht den „halbierten“ Euro und noch die gute alte D-Mark wäre es ein „Millionengeschäft“ geworden. Alle sind jetzt zufrieden. Die Gemeinde hat eine sprudelnde Gewerbesteuer-Quelle erschlossen.Der Unternehmer Michael Hordzewitz wurde zum „Finanzier“ der Umkircher Kirchen-Renovation. Und Pfarrer Artur Wagner machte Don Camillo alle Ehre.

Wagner wird als „Don Artur“ in die Geschichte des Dorfes Umkirch eingehen.

Autor: Werner Semmler

Autor:  Regionalia Chefredakteur (Regionalia Deutschland, Artikel-Nr. 1241 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 07.08.2009 14:53.

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1 Kommentar(e)

25.08.2009 13:27:45 Zuletzt geändert am 27.08.2009 12:52:18 von Reiner   #1

Reiner (Leser)
   
Registriert seit: 02.07.2009
Beiträge: 3
Herrlich! Selten so gelacht! Das ist Spiegel/reif auf hohem Niveau. Respekt! Schlau dazu. Die Kirche kann das Geld nun wohl nicht mehr verstecken und als Festgeld anlegen und weiter betteln. Also Wahrhaftigkeit? Jetzt müssen die ja wohl wirklich die Kirche renovieren.
Mit dem eingenommenen Geld. Und das wird diese schöne Kirche richtig freuen! Schönheit der Kirche statt Zinsen auf der Bank!

 


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