Dass es neben Reben auf dem Eckartsberg auch Hopfen und viele andere Heilpflanzen gibt, haben im Rahmen der Aktionswoche „Gesund leben in Breisach am Rhein“ die Heilpraktikerin Franca Rauscher und ihr Mann, der Biologe Thomas Rauscher auf einem einstündigen Rundweg interessierten Zuhörerinnen anschaulich vermittelt. Rund dreißig Gewächse vom mächtigen Baum bis zum bescheidenen Blümchen wurden nach ihren äußeren Merkmalen und ihrer Heilwirkung vorgestellt.
Der Einstieg in das nahezu unerschöpfliche Thema machten die Breisacher Pflanzenexperten mit der Arzneipflanze des Jahres 2010: dem Efeu. Optisch den meisten der Anwesenden bekannt, erläuterte Franca Rauscher die Husten lindernde Wirkung der ebenso robusten wie giftigen Ranke. Ebenfalls keine Unbekannte war die Wind bestäubende Walnuss, deren blutreinigende Bedeutung in der heutigen Pflanzenheilkunde jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Königskerzen von Vorjahr gab es auf einer Mauer des Eckartsberges zu bestaunen. Ihre Blüten als Tee genossen, sind ein pflanzliches Mittel gegen Bronchialleiden. Nach dem haarigen Beinwell - wie der Name nahe legt ein Heilmittel bei Knochenbrüchen - standen ein steiler Anstieg durch die Weinberge und weitere Heilpflanzen wie Ehrenpreis (kleine, blaue Blüten), Kreiskraut (eine Art zwergwüchsiger Löwenzahn) und die Durchblutung fördernde Schafgarbe auf dem Programm, die ihren Standort bevorzugt zwischen den Rebstöcken haben, so Thomas Rauscher. Oben angekommen wurden Hopfen und Holunder in Augenschein genommen, Letzterer ein wahrer Alleskönner unter den Heilpflanzen, was ihm den Spitznamen „Apotheke“ eingebracht hat. Die den Eckartsberg krönende Schwarzkiefer sieht nicht nur majestätisch aus, sondern das aus ihr gewonnene Terpentinöl lindert rheumatische Beschwerden. „Wie kommt denn die Mistel auf den Baum“, wollte eine der Zuhörerinnen angesichts des kugelrunden grünen Buschels wissen, der im Nebenbaum der Kiefer thronte. Die ebenso schleimigen wie überlebenstüchtigen Samen, erklärte Biologe Rauscher, würden beim Verzehr der Mistelfrüchte durch Vögel unverdaut wieder ausgeschieden und landetet so in den Zweigen der Bäume, wo sie sich durch die Astrinde bohrten und so in teils luftiger Höhe einer neuen Mistelpflanze zum Leben verhelfen. Nach Essigbaum und Berberitze, Thuja, Eibe und dem in der Krebsbehandlung eingesetzten Immergrün endete der lehrreiche Spaziergang auf dem Neutorplatz unter dem „typisch deutschen Baum“, der schon von Walther von der Vogelweide und vielen seiner Zeitgenossen besungenen Linde, deren Blüten heute vorwiegend als Tee Verwendung finden.
Die ausschließlich weiblichen Teilnehmerinnen des Pflanzenspaziergangs werden das „Gestrüpp“ auf dem Eckartsberg zukünftig sicher mit anderen Augen sehen - die Männer sind selber Schuld!
Autor: Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 2210 ISSN 2698-6949)