Bereits am Samstagnachmittag hatte Breisachs Bürgermeister Oliver Rein die Wanderdelegation aus Freiburg Opfingen in der Münsterstadt begrüßt. Rund 25 wackere Wandersleute hatten die vorletzte Etappe der Wanderung, die am 02. Mai in Donaueschingen gestartet war, trotz hochsommerlicher Temperaturen gut gelaunt hinter sich gebracht und wurden nun in der Sektkellerei Geldermann mit eiskaltem Schaumwein belohnt.
Wandern – Beste Methode der Völkerverständigung
Putzmunter war denn auch die nochmals um rund 20 Personen gewachsene Wandergruppe, die sich am Sonntagmorgen um 10 Uhr vor dem Breisacher Rathaus traf, um, geführt von Else Voigt und Konrad Herzig, den Vorsitzenden des Schwarzwaldvereins Ortsgruppe Breisach, die letzte Etappe bis zum Festplatz auf der Rheininsel zu Fuß zurückzulegen, wo man die Delegation des Club Vosgien treffen und die Europaflaggen austauschen würde. Denn auch die Französischen Kollegen/Innen waren seit dem 01. Mai auf „ihrem“ Teil der „Grünen Straße“ unterwegs gewesen. Als Flaggenträger der deutschen Wanderer/Innen hatte sich auch Bürgermeister Oliver Rein ein „Grüne Straße“- T- Shirt übergestreift.
Nach Flaggentausch und kurzen Grußworten der Präsidenten der Wandervereine Rémy Herry (CV) und Eugen Dieterle (SV) ergriff Bürgermeister Rein das Wort. „Was als zarte Aussöhnung begonnen hat, ist heute tiefe Freundschaft“, so Breisachs Stadtoberhaupt über das Verhältnis unter den Nachbarn.
Drei Parks – Ein Thema
Bühne frei hieß es gleich im Anschluss für die nächsten Redner/Innen. Staatssekretärin Friedelinde Gurr- Hirsch und Charles Buttner, Präsident Conseil Général du Haut-Rhin, eröffnetet den ersten deutsch- französischen Naturparkmarkt. Rund 50 landwirtschaftliche Erzeuger und Kunsthandwerker hatten ihre Marktstände auf der Rheininsel aufgebaut, um ihre vielfältigen regionalen Produkte vorzustellen. Dies, so Präsident Charles Buttner, ist „eine Premiere die als Grundstein für die Kooperation der deutschen und französischen Naturparks dient“. Sanfter Tourismus und Umweltschutz lägen vol im Trend, so Buttner weiter. Er rief alle Verantwortlichen der Branche auf, Tourismus und Ökologie zu verbinden.
„Die Natur kennt keine Grenzen“, freute sich Staatsekretärin Friedelinde Gurr- Hirsch. Besonders am Jahrestag des Kriegsendes, so die Staatssekretärin, sei es wichtig, die Bedeutung des Europagedankens nochmals deutlich zu machen. Grenzüberschreitende Freundschaften zu pflegen, so Gurr- Hirsch, sei der einzig richtige Weg. „Regionalität ist grenzenlos“, unterstrich sie denn auch die Wichtigkeit von Naturparkgedanken im Speziellen und Stützung des ländlichen Raumes im Allgemeinen.
Europa erklären!
Nachdem Moderator Jean Klinkert, im Hauptberuf Präsident Regio du Haut-Rhin und Direktor der Association Départementale du Tourisme du Haut-Rhin (ADT) die zahlreichen Ehrengäste, unter ihnen Regierungspräsident Julian Würtenberger, Landrätin Dorothea Störr- Ritter, Staatssekretärin Friedelinde Gurr- Hirsch und MdL Dr. Patrick Rapp, begrüßt hatte, führten die Komödianten Martin Graff und Klaus Spürkel in ihrem Sketch „Landstreicher der Grenzen – nichts zu verzollen“ die Unterschiede von damals und heute, mit und ohne Grenze nämlich humoristisch vor Augen.
Die lange Geschichte von der Idee zur „Grünen Straße“ bis zu deren Realisation und ihrer heutigen Bedeutung erzählte ihr Präsident, Colmars Bürgermeister Gilbert Meyer. Ohne die damaligen Bürgermeister von Colmar, Joseph Rey, und dessen deutschen Amtskollegen und Namensvetter, Joseph Bueb, Bürgermeister von Breisach, hätte es die „Route Verte“ nicht gegeben, so Meyer über die Visonäre des Tourismus und der Völkerverständigung.
Über eine Gelegenheit zum Treffen mit dem langjährigen Wegbegleiter Dr. Wolfgang Schäuble, freute sich in seiner Ansprache Philippe Richert, Minister für öffentliche Körperschaften im französischen Innenministerium. Es sei ihm, so Richert, „eine große Ehre, zusammen mit Schäuble den 50. Geburtstag der „Route Verte“ zu feiern.
„Man soll die Vergangenheit nicht vergessen, sonst ist man manchmal gezwungen, sie wieder zu erleben“, so Richert über das denkwürdige Datum.
Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble bekannte, dass er sich bereits überlegt hatte, ob wegen des Zoll- Sketches wohl ein Finanzminister eingeladen worden sei. Er selbst, so Schäubles Rückblick in die Vergangenheit, habe Joseph Rey noch gekannt. Reys Vater war im ersten Weltkrieg auf deutscher Seite gefallen. Joseph Rey hatte das Gefängnis dem Kriegsdienst vorgezogen. Dort hatte dieser wiederum den Vater des Regierungspräsidenten Würtenberger kennen gelernt, erläuterte Schäuble die komplizierte deutsch- elsässische Vergangenheit. Der 08. Mai ist auch Gründungstag Europas, betonter der Finanzminister, der die Aufgabe der Politiker auch darin sieht „Europa zu erklären“. Da Musik alles leichter erklärt, sangen die Chöre aus Neuf Brisach und Breisach neben den Nationalhymnen beider Länder feierlich die Europahymne. Nach einem ausgiebigen Bummel über den Naturparkmarkt gab es bei einem kleinen Empfang noch ausreichend Gelegenheit, in ungezwungener Runde weitere deutsch- französische Freundschaften zu knüpfen.