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Verkehrsberuhigung mit Pferdefuß – Zone 20 in der Rheinstraße

Hier fährt keiner 30: Rheinuferstraße bald Rennpiste zum Baumarkt? (Bild: J. W. Steckmeister)

Falls der Breisacher Gemeinderat auf seiner nächsten Sitzung am Dienstag, den 19. April 2011, mehrheitlich zustimmt, tut sich in naher Zukunft etwas in Sachen verkehrsberuhigte Innenstadt. Denn auf der Tagesordnung der Aprilsitzung stehen Verkehrsberuhigende Maßnahmen für die arg gebeutelte Rheinstraße. Dass die Blechlawinen auf und um den Breisacher Marktplatz, das Herzstück der Münsterstadt, reduziert werden müssen, darüber herrscht in weiten Teilen von Einwohnerschaft und Verwaltung Konsens. Allerdings steht bei der nun angedachten Lösung zu befürchten, dass der Teufel mit dem Belzebub ausgetrieben wird. 

Die Verwaltung der Stadt Breisach handelt in Sachen Verkehrsberuhigte Innenstadt, und das ist gut so! Und  dass sich die Stadt auch in Zeiten knapper Kassen eine solche Maßnahem rund 45. 000 Euro kosten lassen will, ist ein richtiges Signal.  Allerdings hat sich von vier in nichtöffentlicher Sitzung präsentierten Varianten zur Reduzierung des Autoaufkommens in der Rheinstraße, so heißt es aus dem Rathaus, lediglich eine als umsetzbar herauskristallisiert. Drei weitere Optionen hatten vor den Augen von Landratsamt und Polizei keine Gnade gefunden und sind aus diesem Grunde erst  gar nicht ans Licht der Öffentlichkeit gelangt.
Was nun in der öffentlichen Ratssitzung auf die Tische der Rätinnen und Räte kommt, klingt auf den ersten Blick viel versprechend: Breisachs kränkelndes Zentrum bekommt, so sich für die Pläne eine Mehrheit findet, einen Verkehrsberuhigten Geschäftsbereich mit Tempolimit 20 km/h verordnet. Mittels der Breisacher Geheimwaffe „Blumenkübel“ und etlichen bunten Baken soll vom Neutorplatz bis zum Optikergeschäft Roll und zusätzlich im Bereich Gutgesellentorplatz bis zum Spector Straßenverengungen geschaffen werden, die die Lieblingsverbindung zum Baumarkt und zum Ausflugslokal an der Hafenstraße für den Durchgangsverkehr unattraktiv machen. Zusätzlich soll eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 20 Stundenkilometer die Autoattraktivität der Breisacher Problemzone mindern. Enden soll das Paradies aus Blumen und Baken an der Einmündung der Leo- Wohleb- Straße. Und genau hier fangen die Probleme an.
Verkehr fließt und wenn er nicht fließt, dann stockt er oder es kommt gar zum Stau. Entlehnt sind diese Bilder aus der Welt des Wassers. Auch dieses kann fließen, stocken oder sich stauen, je nachdem, welchen Weg es vorfindet oder sich bahnt. Und dass die Wassermetaphorik für Kraftfahrzeugbewegungen herangezogen wird, kommt nicht von ungefähr, denn bewegtes Blech und flüssiges Nass haben noch mehr gemeinsam. Wenn sich dem Wasser bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem freien Fließen, etwas in den Weg stellt, kennt es verschiedene Lösungen, um wieder ins Fließen zu geraten. Bevor es sich die Mühe macht, das Hindernis zu überspülen oder zu unterhöhlen oder sich mühsam ein neues Flussbett baut, sucht es sich lieber einen bereits vorhandenen Weg, denn Wasser ist ebenso intelligent wie bequem. Und ganz ähnlich verhält es sich mit dem Verkehr. Die Hoffnung auf die vernünftigen Autofahrern/Innen, die vom großen Kreisel kommend, egal ob nun aus Frankreich oder nicht, abgeschreckt durch die neue 20er Zone und die lästigen Blumekübel und Baken, brav auf die Ihringer Landstraße fahren, um dann politisch korrekt über die irgendwie ungeliebte Umgehungsstraße wieder in die Hafenstraße und damit zum Baumarkt oder zum Ausflugslokal zu gelangen, kann man getrost ins Reich der Träume abtun. Den Umweg macht Keiner/Keine! Verkehr ist wie Wasser. Und warum auch, denn es gibt ja noch eine viel kürzere und praktischere Lösung: Den kleinen Schlenker über die Möhlinbrücke auf Breisachs „Promenade“, die Rheinuferstraße entlang. Denn bereits jetzt, ganz ohne Verkehrsberuhigte Geschäftszone, erfreut sich gerade bei unseren französischen Nachbarn die Abkürzung entlang des Rheins größter Beliebtheit. Zum ersten genießt man aus dem Auto heraus einen herrlichen Blick über den Rhein, zum zweiten spart man sich die auch ohne Blumenkübel und Baken wegen des übermäßigen Verkehrsaufkommens nur sehr mühsam zu befahrende Route durch die Innenstadt, und zum dritten schert sich kein Mensch um die Geschwindigkeitsbegrenzung Zone 30, so dass sich jeder Bleifuß in der Rheinuferstraße auf seine Kosten und jeder Autofahrer rasch zum Baumarkt kommt, wenn er weit nach der letzten, nervigen Bake an der Kreuzung am Heinrich- Ulmann- Platz wieder auf Josef- Bueb- Straße einfährt. Der offiziellen Karriere der Rheinuferstraße als Rennpiste und Hauptverkehrsader steht durch die Verkehrsberuhigte Innenstadt also endgültig nichts mehr im Wege. Ein Problem wird geringfügig reduziert dafür aber ein ebenso drängendes Problem erheblich vergrößert – eine Verkehrsberuhigung mit Pferdefuß eben.
Hier sollten Stadt und Ratsgremium noch mal in sich gehen und Mut zu Komplettlösungen beweisen. Wenn eine Zone 20 in der Rheinstraße, die sinnvoll und wünschenswert ist, dann bitte unter Einbeziehung der Rheinuferstraße. Irgendwo werden sich sicher noch ein paar Baken und ganz gewiss auch Blumenkübel finden lassen, um ein schlüssiges Gesamtkonzept hin zu bekommen. Nur mit einer Durchfahrtserschwernis auch und insbesondere für die Rheinuferstraße kann eine wirkliche Verbesserung für die Breisacher Innenstadt erzielt und der Durchgangsverkehr auf die Umgehungsstraße genötigt werden, etwas Ganzes und nichts Halbes!
Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 4148 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 16.04.2011 10:49.

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Kann so schön sein ohne Autos: Breisachs Rheinuferstraße (Bild: J. W. Steckmeister)  
   
 

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