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Breisach
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Show, Spaß und Superstars - Zunftabende der Brisacher Narren

Furioses Finale: Zunftabend Breisach 2011 (Bild: J. W. Steckmeister)

Am Freitag, den 25., sowie am Samstag, den 26. Februar 2011, erbebten die müdem Mauern der Breisacher Stadthalle unter einem Erdbeben der Stärke 10 auf der Gauklerskala. Die Breisacher Narrenzunft hatte zu den traditionellen Zunftabenden geladen. Mit viel Humor, fetzigen Tänzen, Musik und aufwändigen Kostümen wurde der Höhepunkt und zugleich Endspurt der fünften Jahreszeit in der Europastadt eingeläutet. Und da schon seit dem Mittelalter dem Narren gestattet war, was den braven Bürger oder Journalisten (m/w) schon mal – und sei es heutzutage auch bloß im übertragenen Sinne – den Kopf kosten konnte, wurde auch humoristisches Salz in so manche Breisacher Wunde gestreut. 

„Narren sind alle gleich“, so Oberzunftmeister Wilfried Meyer in seiner kurzen Begrüßungsansprache. Also wurde über die Vorstellung der ortsüblichen Honoratioren hinweggesehen. „150 Aktive geben das Beste“, versprach Meyer. Ein Versprechen, das in über vier Stunden Programm in vollem Umfang eingehalten wurde.
Grüße in Reimform gab es vom Fasnet- Protektor höchst selbst, Breisachs Stadtoberhaupt Oliver Reim – Verzeihung! – Rein, bevor mit dem Moderator des Abends, Frank Hinterseh, und musikalisch umrahmt von der Stadtmusik Breisach, in das närrische Programm eingestiegen wurde. Wer bis eben noch über seinem Getränk gedöst hatte, wurde von den Frauen der Breisacher Zunftgarde aus dem Schläfchen gerissen. Zu Songs von Michael Jackson zeigten die Mädels, dass Gardetanz Leistungssport ist. Auf den beneidenswerten Posten des neuen Gardevogts wurde im Anschluss Tobias Dewaldt gewählt.
Miriam Dewaldt hatte mit dem Nachwuchs der Brysacher Gaukler eine ebenso artistische wie choreographisch anspruchsvolle Einradshow einstudiert. Um den närrischen Nachwuchs muss sich in Breisach offensichtlich keiner Sorgen machen.
Einen tiefen Einblick in die aufregende Breisacher Presselandschaft gab Ramona Schmidt als Reporterin von „Breisach Aktuell“. Die „Assistentin vom Jäger Kurt“ berichtete unter anderem über die zahlreichen Breisacher „Sechs- Shops“, die immer um sechs zu machen, ganze sechs Kunden haben, und bis zur Pleite ganze sechs Monate geöffnet. Bei jeder Neueröffnung gäbe es dann aber wieder sechs Bilder für „Breisach Aktuell“! Die Zuschauer/Innen im Saal, unter ihnen auch „Breisach Aktuell“- Macher Kurt Jäger, waren sichtlich amüsiert über derartigen Enthüllungsjournalismus.
Was für die Augen gab es von den ägyptischen Tänzerinnen des Breisacher Schwimmvereins. Unter der Leitung von Sabrina Mastrocala hatten die Kleopatras und Nofretetes einen pyramidalen Tanz einstudiert.
Einen Klassenausflug in den 50er Jahren spielten die Mitglieder der „Bajakl Schnäpfen“ und der Kapelle „Krach und Streit“. Der überraschende Besuch des Schulrates und die ganz und gar missratenen Gören brachten die Lehrerin Frau Spätburgunder- Rotwein (?) von einer Verlegenheit in die nächste.
Inspiriert vom „Schwarzen Theater“ war die „Lightshow“ der Hochstetter Panduren.
Allerlei Unrat hatten die „Putzfrauen vom Rathaus“ (Gerlinde Großklaus und Ute Knobel) in den Winkeln des Rathauses der Münsterstadt entdeckt. Mit Wischmob und Kittelschürze wurden Breisacher Lieblingsthemen wie der Weihnachtsmarkt („Der Gewerbeverein hat so lange abkassiert, bis auch der letzte Verein keine Lust mehr hatte mitzumachen…“), die Umgestaltung des WSA- Geländes zum Naherholungsgebiet mit Tretboothafen und die Planung für die Nachnutzung des KBC- Geländes („Die Stadt soll sich mal um die Fußgängerzone und die kleinen Läden kümmern!“) auf´ s Korn genommen.
Von der Kehrwoche erholen durften sich die anwesenden Ortspolitiker/Innen bei einem Auftritt der „Blues Brothers“ alias „Rhiwaldhexen“ unter der Leitung von Janine Kiefer.
Gleich mehr als ein Dutzend Lara Crofts (Förderriege des TV- Breisach) demonstrierten eine artistische Spitzenleistung am Minitrampolin, die von Heike Scholz und Anke Gungl einstudiert worden war.
Dass das Thema Kettengasse „zum Zorn der Bürgermasse“ geführt hatte, rief Harald Hensle in seinen Gauklergedanken neben allerlei überregionaler Politik in die Erinnerung der Anwesenden. Und auch das Münsterglockenprojekt der Pfarrei St. Stephan bedachte der Gaukler mit einer kritischen Spitze.
Noch mehr lokale „Schönheits- OPs“ prangerten „Die Vier aus dem Dreiländereck“ (Andreas Geyler, Hubert Gräbling, Wilfried Meyer und Steffen Theiner) an. Die Stadt mit den zahlreichen Faceliftings „Alter Winzerkeller“, Kettengasse und KBC- Gelände, hätte andererseits zu wenig Firmen, Arbeitsplätze und Gaststätten und würde so allmählich zur Schlafstadt verkommen, beklagten die Vier in ihrem Lied „Was hän mir?“. Allein Handyläden und Kreisverkehre hätte Breisach in mehr als ausreichender Anzahl, so die Antwort der trinationalen Stimmungskapelle. Und auch der „Mini- Wini“, der Breisacher Zwergweihnachtsmarkt, durfte im Liedgut der singenden Narren natürlich nicht fehlen.
Neben Handyläden verfügt Breisach aber erfreulicherweise über tänzerisch begabte Paradiesvögel. Unter der Leitung von Eva und Annika Okic waren diese vom Breisacher Fitnessstudio auf die Bühne der Stadthalle geflattert.
Hedwig und Frederike vom Dorfbrunnen in Hochstetten (Peter Ehrhard und Klaus Stadelbacher) verfügten über eine brandgeheime CD mit Daten all derer, die an Fasent Skifahren gehen. Im Rahmen einer Fasnets- Flucht- Amnestie würden sie aber noch mal ungeschoren davon kommen, wenn sie sich künftig aktiv an der Fasent beteiligen würden, versicherten die beiden „Damen“. Mit Hilfe von Stadtarchivar Uwe Fahrer hatten sie zudem einen rund 2000 Jahre alten aber noch heute gültigen Bebauungsplan für den Breisacher Münsterberg entdeckt. Eine römische Vorgängerfirma der Treubau AG hatte für den sensiblen Bereich eine Neuauflage des Kolosseums geplant. „20. 000 Leute in der Oberstadt und Berlusconi trägt sich ins Goldene Buch der Stadt ein“, malten die Hochstetterinnen die Zukunft des Breisacher „heiligen Berges“ an die Wand.
Für „Deutschland sucht den Super- Max“ waren extra die berühmten TV- Originale Dieter Bohlen (Uwe Neff), Bruce Darnell (Oliver Hau) und Cindy aus Marzahn (Bruno Grosse) in die Breisacher Stadthalle gekommen. Sie hatten die anspruchsvolle Aufgabe aus Sepplhosen- beziehungsweise Bollenhutträgern/Innen den „Supermax“ auszuwählen.
Mehr Musik und Tanz bildeten dann den furiosen Abschluss der närrischen Abende: Die tanzenden Clowns von der Abteilung „Tanz und Bewegung“ des Breisacher Schwimmvereins, die legendären „Farmers“, die direkt aus dem ebenso legendären Rübenkeller in die Stadthalle gekommen waren, um ihre musikalische Kunst, die schon auf mindestens fünf verschenkte CDs geb(r)annt worden ist, zu Gehör zu bringen und last but not least die zauberhaften Tänzer“innen“ der Balllettgruppe „Ränze Dänz“ (Algerio), die durch elfengleiche Beherrschung filigraner Körper zu begeistern wussten.
Zum Finale kamen nochmals alle Akteure des Fasents- Feuerwerks auf die Bühne, bevor diese dann zu den Klängen der Band „Cocktail“ von allen Tanzwütigen gestürmt wurde.
Und auch im die Zukunft der Stadt muss sich nach den Zunftabenden niemand mehr wirklich Gedanken machen: Von Hedwig und Frederike hat Bürgermeister Oliver Rein nämlich das zwar inzwischen tote aber immer noch hellsichtige WM- Orakel „Paul“ geschenkt bekommen. Fehlentscheidungen sind Dank des „Octopus politicus“ also nicht mehr zu befürchten!

 

Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 3904 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 01.03.2011 01:53.

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