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Freitag, 22. November 2024
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Gut gelaunt und gut gelungen! Renovierung des Breisacher St. Stephans Münsters steht vor dem Abschluss

Spitze der Spitzenrenovierung: Südturm von St. Stephan mit Rheinblick (Bild: J. W. Steckmeister)

Nur Gutes zu berichten gab es auf der Versammlung des Breisacher Münsterbauvereins am Donnerstagabend, den 30. September 2010. Zuvor hatten sich die Mitglieder des Vereins mittels einer „Turmbefahrung“ in schwindelnder Höhe vom Fortschritt und von der Qualität der Renovierungsarbeiten am Breisacher Wahrzeichen überzeugen können. Neben einem Vortrag des für die Renovierung verantwortlichen Bauleiters Theo Hirschbihl standen Vorstandswahlen und Kassenbericht auf der Tagesordnung der Vereinsversammlung. 

Dass sich zur Versammlung des Breisacher Münsterbauvereins e. V. im Gemeindehaus St. Hildegard nur rund 30 der 459 Mitglieder eingefunden hatten, wertete der erste Vorsitzende des Vereins, Münsterpfarrer Peter Klug, als gutes Zeichen. Gäbe es Skandale, so Pfarrer Klug mit einem Augenzwinkern, wären sicher mehr Leute gekommen. Und in der Tat gab es auf der Sitzung nur Positives zu berichten.
Schatzmeister Peter Wiedensohler legte zunächst den Kassenbericht vor. Runde 2, 7 Millionen Euro beträgt der Gesamtaufwand für die Außenrenovierung des Breisacher Münsters. Die enorme Summe von 620. 000 Euro hat der Münsterbauverein im Verlauf der letzten Jahre zu den Bauarbeiten beigetragen. Dies, so Wiedensohler, sei vor allem großzügigen Spendern, den Steinpaten und den Beiträgen der Mitglieder zu verdanken. Die Mitgliederzahl, betonte der Finanzexperte, müsste jedoch unbedingt konstant gehalten werden, damit auch weiterhin Einahmen von 15. 000 Euro jährlich allein über die Mitgliedsbeiträge in die Vereinskasse gespült werden würden. Der Kassenbestand von 2007 (342. 394, 51 Euro), dem Beginn des dritten Bauabschnitts, bis zum 01. 12. 2009 (340. 994, 19 Euro) sei weitgehend konstant. Allerdings habe man im Verlauf des Jahres 2010 weitere 200. 000 Euro für die Renovierung sowie 13. 000 Euro für Zins und Tilgung eines Darlehens für die Baumaßnahme entnommen. Der Kassenstand am Versammlungstag sei also auf rund 152. 000 Euro zusammengeschrumpft. Der großen Weitsicht der Neugründer des Münsterbauvereins Anfang der 80er Jahre sei es zu verdanken, beschloss Wiedensohler seinen Bericht, dass der Verein heute in der Lage sei, die Renovierung des Breisacher Wahrzeichens tat- und finanzkräftig zu unterstützen. Kassenprüfer Martin Hau bat den Formalien entsprechend um die Entlastung des Vorstandes, den Entlastungsantrag, der einstimmig angenommen wurde, stellte der zweite Vorsitzende, Breisachs Bürgermeister Oliver Rein. Dieser stieg auch gleich in den nächsten Tagesordnungspunkt, die Neuwahlen des Vorstandes ein. Hier gab es, im Gegensatz zum Fortschritt der Renovierungsarbeiten, wenig Neues aber dafür viel Bewährtes. Ebenfalls einstimmig wurden Schatzmeister Peter Wiedensohler, Schriftführer Karl- Heinz Hecklinger und die beiden Beisitzer Josef Köhninger und Dr. Erwin Grom in ihrem Amt bestätigt. Der Rest der „Chefetage“, Münsterpfarrer Peter Klug, Bürgermeister Oliver Rein sowie Landrätin Dorothea Störr- Ritter haben ihren Vorstandssitz gewissermaßen von Amtswegen sicher.
Als „Wahrzeichen für Glaube und Hoffnung“ bezeichnete Breisachs Bürgermeister Oliver Rein das St. Stephans Münster in seinem anschließenden Grußwort. Auch wenn es auf dem Münsterberg in Sachen Bauen im Moment eher unruhig und uneinig zuginge, sei es zumindest unstrittig, so Rein, dass es sich bei der Münsterrenovierung um ein Jahrhundertprojekt für das einmalige Gesicht der Stadt handele. Der Bürgermeister dankte seinem Gemeinderat für das uneingeschränkte Ja zu diesem Großprojekt.
Auch Pfarrer Peter Klug würdigte das Engagement des Ratsgremiums. Es herrsche, so der erste Vorsitzende des Vereins, „eine gute Nachbarschaft über den Platz hinweg“ hinüber ins Rathaus. Ebenso bedankte sich der „Hausherr“ bei allen Spendern und Steinpaten sowie bei Peter Wiedensohler für seine weitsichtige Finanzpolitik. „Es gibt Baustellen, die quälen“, stellte Klug klug fest. Allerdings habe er auf einer Baustelle selten so gute Laune erlebt, wie bei der Münsterrenovierung. Alle Beteiligten seien sich einig, auf der schönsten Baustelle der Welt zu arbeiten. Diese frohe Stimmung, so der Münsterpfarrer, ist in das Werk übergegangen. Am 3. Advent wird im Rahmen eines großen Festes die offizielle Beendigung der Baumaßnahem gefeiert, zu dem Pfarrer Peter Klug bereits jetzt alle Anwesenden herzlich einlud. Ein klitzekleines Anliegen hatte der Bauherr aber noch „zu Gehör“ zu bringen, denn, so Klug: „Glaube hat ein Haus, aber Glaube hat auch eine Stimme“. Vor dem baulichen Verschluss des Südturmes könnte man auch diesem, wie seinem romanischen Kollegen, ein aus vier Glocken bestehendes Geläut spendieren, so der Wunsch des ersten Vereinsvorsitzenden. Inwieweit er mit diesem wohlklingenden Anliegen aber auf taube Ohren stößt bleibt abzuwarten.
Einen kurzen Abriss über die Renovierungsarbeiten gab mit einer anschaulichen Bildpräsentation Theo Hirschbihl, der bauleitende Architekt vom erzbischöflichen Bauamt. Im dritten Bauabschnitt hatte man sich zunächst der Aufbereitung der Südfassade (Wetterseite) gewidmet. Hier galt es sowohl Putz- als auch Natursteinflächen zu renovieren. Putzexperte Erwin Braun aus Buchheim habe die Flächen so gut restauriert, dass die alten kaum von den neuen zu unterscheiden seien, so Hirschbihl. Gleichermaßen glänzende Arbeit leistet auch das Team um die Steinmetzmeister Armin Hellstern und Dietmar Baader, das für alle Natursteinarbeiten verantwortlich zeichnet. Für ihre Arbeit am Breisacher Münster wurde die Firma unter anderem mit dem renommierten Peter- Parler- Preis ausgezeichnet. Am so genannten Schneckenturm an der Südseite war eine Schädigung von 70% zu beklagen, berichtete Hirschbihl weiter. Dank einer Spende der Paul- Mathis- Stiftung konnte der Wendeltreppenturm aus Tuff und Sandstein komplett saniert werden. Bei sämtlichen Arbeiten wurde, wie Hirschbihl betonte, immer dieselbe Steinsorte verwendet, die auch ursprünglich am Platz gewesen sei. Auch wurden teilweise alte Fugenmaterialien wie Blei verwendet und die Übergänge von Dach- zu Wandbereichen durch die Breisacher Firma Theodor Fleig aufwendig mit Kupferblechen verkleidet. Während sich der vierte Bauabschnitt (2008) mit der Restaurierung des aufwändigen Tymphanon über dem Hauptportal beschäftigte, wurde in Bauabschnitt 5 (2009) die weniger geschädigte Nordfassade angegangen. Blattgesimse sowie Pyramidendach wiesen hier die stärksten Beschädigungen auf. Da der gotische Südturm wegen seiner starken Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bereits vor Jahrzehnten eine Grundrenovierung erfahren hatte, war der romanische Nordturm das „Sorgenkind“ von Bauabschnitt 6 (2010). Bereits im Winter 2009/2010 waren viele Teile in der Werkstatt vorgefertigt worden, um diese dann vor Ort „nur noch“ einsetzten zu müssen, erläuterte der Bauleiter die Vorgehensweise. Maßwerk sowie Säulen im Bereich der Schallläden hätten zum Teil komplett erneuert werden müssen. Dank der guten Planung und der ausgezeichneten Handwerker könne das Gerüst am Nordturm am 18. Oktober entfernt werden. Aufgrund von Feuchtigkeit in Mörtel und Putzflächen würde das Gerüst am Südturm trotz Fertigstellung über den Winter stehen bleiben, um eventuelle Frostschäden problemlos ausbessern zu können, endete Hirschbihl seinen Erfolgsbericht. Die Segnung und Versetzung der Turmkreuze, die am Sonntag, den 3. Oktober, im Rahmen des Pfarrfestes stattfindet, bildet den krönenden Abschluss einer Erfolgsgeschichte, die ohne ein Miteinander Vieler für die gute Sache so wohl nicht hätte geschrieben werden können.
 

Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 3247 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 02.10.2010 16:30.

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Erfolgreiche "Baugruppe": Josef Köninger, Peter Wiedesohler, Dr. Erwin Grom, Karl- Heinz Hecklinger, Münsterpfarrer Peter Klug, BM Oliver Rein, Theo Hirschbihl (Bild: J. W. Steckmeister)  

Staunende Presse! Steinmetzmeister Dietmar Baader (hinten Mitte) beantwortet Fragen in luftiger Höhe (Bild: J. W. Steckmeister)  

Rundum gelungen: Nordturmspitze mit "Huthälften" (Bild: J. W. Steckmeister)  

Fachmännisch und altmeisterlich: Fugen aus Mörtel und Blei (Bild: J. W. Steckmeister)  
   
 


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