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Informanten in Überzahl - Bürgerinformationsveranstaltung zum „KBC- Gelände“ vor leeren Stühlen

Hier bekommt Breisach eine neues Gesicht "verabreicht": KBC- Gelände (Bild: J. W. Steckmeister)

Die Nachnutzung des KBC- Geländes an der Ihringer Landstraße war Thema der Bürgerinformationsveranstaltung, die am Donnerstag, den 16. September, im Bürgersaal des Breisacher Rathauses stattgefunden hat. Der Breisacher Bauverwaltungsamtsleiter Florian Herth, Christian Sammel vom Stadtplanungsbüro Dr. Fahle und der von KBC beauftragte Projektleiter Dr. Heinz Schnürch informierten in Überzahl zwei interessierte Bürgerinnen über die Pläne für das Gelände der stillgelegten Textilfabrik. 

Ob es am Informationsüberdruss, an mangelndem Interesse oder an der für Berufstätige eher ungünstigen Uhrzeit lag, wird sich wohl nicht restlos klären lassen. Fest steht, dass sich gerade einmal zwei Bürgerinnen am vergangenen Donnerstag um 17 Uhr im Rathaus eingefunden hatten, um sich über die zukünftige Gestaltung des rund neun Hektar großen Geländes im Breisacher Randgebiet „Murhau“ zu informieren. Das Gelände, das sich nach wie vor im Besitz des Textilherstellers KBC befindet, soll einer Nutzung durch Ladengeschäfte mit „nicht zentrenrelevantem Sortiment“ zugeführt werden. Im Augenblick werden die Hallen im Wesentlichen von einem Fabrikverkauf sowie von einer benachbarten Spedition genutzt.

Christian Sammel vom Freiburger Stadtplanerbüro Dr. Fahle stellte das für die Fläche vorgesehene Konzept anhand einer Bildpräsentation vor. Neben einem Elektrofachmarkt von 2000 m² Größe sei noch ein 800 m² großes Ladengeschäft mit „innenstadtrelevantem Sortiment“ vorgesehen, so Sammel. Die restliche Fläche würde ausschließlich Interessenten zur Verfügung stehen, die dem innerstädtischen Einzelhandel keine Konkurrenz machen würden. Grundlage dieser Beurteilung ist die „Breisacher Liste“, eine vom Marktforschungsinstitut GMA speziell für Breisach erstellte Einzelhandelsstudie, die Warengruppen in zentrenrelevant beziehungsweise nicht zentrenrelevant unterteilt. Neben dieser „Steuerung des Einzelhandels“ wurden, erläuterte der Stadtplaner, ein Verkehrskonzept, eine Prüfung der ökologischen Wertigkeit des Geländes, ein Grün- sowie ein Entwässerungskonzept und ein Altlastengutachten erstellt. Für geplante Neubauten werden, sofern auf dem Gelände nicht möglich, „grüne“ Ausgleichsflächen geschaffen werden. Die befürchtete Verkehrszunahme könnte eventuell durch einen Kreisverkehr auf Höhe des Geländes entschärft werden. In jedem Fall werde man sich um eine Verbesserung der Kreuzungssituation B 31 - Ihringer Landstraße bemühen, versicherte Sammel, da diese bereits jetzt unbefriedigend sei. Eine bessere Verzahnung mit der Innenstadt ist über die Aufwertung des Fußgänger- und Radfahrerübergangs am Bahnhof sowie die Einrichtung eines Zebrastreifens über die Ihringer Landstraße angedacht. Allerdings seien hierzu Gespräche mit der Deutschen Bahn AG sowie eine Verkehrszählung nötig, die, so Florian Herth, für den 01. Oktober angesetzt ist. Eine praktische Zufahrt von der geplanten „neuen“ B31 in das Gewerbegebiet hielten die Fachleute jedoch eher für unwahrscheinlich, da private Zufahrten sehr kostspielig und schwer durchzusetzen sind.
Ob ein Investor für das Gelände gesucht oder dieses an die Stadt verkauft werden würde und wann die bestehenden Gebäude für eine geplante Umnutzung abgerissen werden würden, lautete die erste Frage aus dem Publikum.
„Erstmal ändert sich in dem Gebiet nichts“, betonte Dr. Heinz Schnürch, der zuständige Projektentwickler. Die Gebäude seien weitestgehend in gutem Zustand und zudem auch gut vermietet. Die Vermarktung sei nicht kleinteilig sondern auf einen Schlag angedacht. Auch gäbe es von Seiten der KBC keinen Verkaufsdruck. Bisweilen hätte man bei der KBC noch nicht einmal mit der Investorensuche begonnen, so Dr. Schnürch weiter, da erst das Ende des Zulassungsverfahrens in etwa einem Dreivierteljahr abgewartet werden würde.
Ob allein der vordere Teil, die Fläche für den Elektrofachmarkt sowie den angrenzenden Laden mit „innenstadtrelevantem“ Sortiment eventuell separat vermarkten werden könnte, wollte Bauverwaltungsamtsleiter Florian Herth wissen. Eine Frage, die Projektentwickler Schnürch mit einem klaren Ja beantwortete. Die vorgesehene Gebäudehöhe läge bei 12, 50 m und es sei, von betrieblich bedingten Ausnahmen, keine Wohnnutzung vorgesehen, so Christian Sammel auf die Frage der gleichen Bürgerin, die sich als Inhaberin der benachbarten Spedition und damit Hauptmieterin der alten KBC- Gebäude zu erkennen gab.
Eine bessere Anbindung für Fußgänger und Radfahrer wünschte sich die zweite anwesende Bürgerin und wurde auf die Pläne am Bahnhof sowie den geplanten Zebrastreifen vertröstet. „Eine Ampel“, so Florian Herth, „ machen wir in Breisach nur bei Baustellen.“ Christian Sammel gab zu bedenken, dass die Bahn kein leichter Verhandlungspartner sei, dass es aber auch stadtplanerisch wünschenswert wäre, „den Übergang am Bahnhof attraktiver zu gestalten“ um eine schönere Verbindung zu Neutorplatz und Neutorstraße, dem „Wohnzimmer der Stadt“, zu schaffen. Der Satzungsbeschluss für die geplante Umnutzung und damit der juristische Startschuss für die Veränderungsmaßnahmen werden nach Einschätzung von Florian Herth aller Voraussicht nach im April 2011 ergehen. Wie lange es dauern wird, bis die Pläne auch wirklich in die Tat umgesetzt werden und „die Stadt Breisach in diesem Bereich ein neues Gesicht verabreicht bekommt“ (Herth), bleibt abzuwarten. Besonders gespannt auf dieses Gesicht scheinen die Breisacher/Innen aber offensichtlich ohnehin nicht zu sein.
Autor:  Julius W. Steckmeister (Breisacher Nachrichten, Artikel-Nr. 3093 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 18.09.2010 10:17.

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