Schön für den Abschied – Beauté und Ästhetik auch noch für Tote?
Die Schönheit und Würde der Verstorbenen ist eine Stütze für die ewige Erinnerung an sie. Wer seine Heimgegangenen liebte, lässt sie nicht unrasiert oder unfrisiert in einen Sarg verpacken und schnell verbrennen oder bestatten. Der Abschied am offenen Sarg ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen für die Trauerbewältigung extrem hilfreich. Ein letzter Blick von Angesicht zu Angesicht ist auch für die Vergegenwärtigung der Vergänglichkeit des menschlichen Lebens hilfreich und fördert die Lebenserfahrung und Reifung der Persönlichkeit der Hinterbliebenen.
Wie lässt man einen Verstorbenen würdevoll gehen?
Makellos schön sind verstorbene Menschen oft nicht mehr, wenn sie vom Todeskampf, von Krankheiten oder gar von Unfällen heimgesucht wurden. Die Verwesung beginnt unmittelbar nach dem Tod. Vergeht bis zur Bestattung wegen der Organisation der Trauerfeier, dem Transport des Verstorbenen an einen anderen Ort oder wegen des späten Eintreffens abwesender Hinterbliebener zu viel Zeit, kann die „menschliche Hülle“ unansehnlich werden.
Wissen über die Einbalsamierung der Päpste.
Erfahrene Bestatter verfügen über das Wissen und die Mittel, die Verstorbenen so zu „präparieren“, dass sie so bleiben, wie sie waren, als ihr Herz aufhörte zu schlagen. Sie greifen dabei auf die Erfahrungen zurück, die bereits früher mit der Einbalsamierung von Päpsten, Kaisern und Königen erworben wurden.
In Rom sammelt seit vier Generationen die weltberühmte Bestatter-Dynastie „Signoracci“ Erfahrungen mit der „Haltbarmachung“ von Verstorbenen. Aus der Wissenschaft mit der Konservierung der Päpste wurde das „Modern Embalming“ der Thanatopraxie entwickelt. Durch den Austausch der Körperflüssigkeit mit Konversierungsmitteln (Formalin) wird der Verwesungsprozess aufgehalten. Die Signoraccis sind die Einbalsamierer der Päpste. Sie hatten auch Papst Johannes XXIII im Auftrag des Vatikans nach seinem Tod einbalsamiert. Und nachdem sein Sarg 37 Jahre später geöffnet wurde, war der Papst noch erhalten wie am ersten Tag. Was die Signoraccis in Rom sind, das sind in Freiburg seit 65 Jahren die Müllers. Müller ist Freiburgs Bischofs-Bestatter. Sie „balsamieren“ allerdings nicht für die Ewigkeit, sondern sie verschönern nur für die Verabschiedung, ohne Anwendung der Methoden des „Modern Embalming“ und ohne Austausch von Körperflüssigkeit.
Heiko Besenfelder: Ästhetiker für das letzte Bild von Verstorbenen beim Freiburger Bestattungsinstitut Müller.
„Die Maske“ des Freiburger „Edel-Bestatters“ K.H. Müller besorgt der junge Visagist Heiko Besenfelder (30). Besenfelder ist Freiburgs "Leichen-Künstler" und „Last Face Maker“. Der 30-Jährige streicht den Verstorbenen auf Wunsch mit seinem "kosmetischen Pinsel-Besen" liebevoll und mit sanfter Hingabe über ihr Totengesicht und besorgt Frisur, Rasur, Gesichtspflege, Totenwaschung, Maniküre, Pediküre, Abdeckung von Gesichtsflecken, Hautpflege, Verschluss des offenen Mundes und vieles mehr. Bei Opfern von Unfällen und Verbrechen, oder bei spät nach ihrem Tod aufgefundenen Personen, ist für den würdevollen Abschied oft eine „Rekonstruktion“ von Verstorbenen erforderlich. Besenfelder ist ein Rekonstruktions-Talent, das zu großen Hoffnungen berechtigt.
Auch beim Polizeipräsidium Freiburg ist der Freiburger Visagist und Rekonstrukteur deswegen ständig gefragt. Nach der Freigabe von Verstorbenen ermöglicht er zusammen mit einem niedergelassenen Pathologen die würdige Verabschiedung von Verstorbenen.
Würde für den irreversiblen Abgang vom Sein: Die hygenische Totenversorgung.
Mit Müller stellt sich Erinnerung ein, wenn das letzte Bild würdig ist und fein. Besenfelder "verschönert" (auf Wunsch) das Antlitz von Verstorbenen bzw. er verleiht ihm die Würde für den irreversiblen Abschied. Müllers „Präparateur“ macht Tote schöner für den Abschied vom Leben und für die Erinnerung. Er versucht, sie letztmals so erscheinen zu lassen wie sie waren, als ihr Herz aufhörte zu schlagen und ihr Zerfall zu den Molekülen des ewigen Lebens begann. Der gebürtige Freiburger Besenfelder ist dabei ein Glücksfall für den gut ausgestatteten Freiburger Bestatter Karl-Heinz Müller. Die Totenversorgung seines talentierten „Leichen-Handwerkers“ zählt zum Besten, was Freiburgs Bestatter zu bieten haben.
Auch wenn der Romancier Antoine de Saint-Exupéry in seinem weltberühmten „Kleinen Prinz“ schrieb: "Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar", sagt der Freiburger „Romantiker des Todes“ Heiko Besenfelder: „Es ist meine berufliche Passion, die Würde des Verstorbenen für die Gefühle seiner zurückgelassenen Liebenden sichtbar zu machen“.
Sehen und hören Sie das Interview, das unsere Zeitung mit dem Laste-Face-Maker Heiko Besenfelder führte.
Link zum Interview: www.regionalia.de/tv-interview-mit-dem-freiburger-bestatter-heiko-besenfelder_A9739