Zu viel Auswahl schadet der Qualität: Gelernte handwerkliche Menü-Köche
sind gefragter als "Speisen-Verkäufer" und Oberkellner mit Convenience-Food.
Der Berliner Sterne-Koch Markus Semmler und viele andere Spitzenköche unseres Landes haben inzwischen erkannt, was ich als alter Restaurant-Kritiker den Köchen seit Jahren predigte: Wer bis zu dreißig und mehr verschiedene Gerichte auf großen Speisekarten führt, kann nicht alles „à la minute“ und in bester Qualität frisch auf den Tisch bringen. Er rutscht in die Pleite oder er muss astronomische "Adlon-Preise" verlangen, wenn er jedem Gast seine kleine Portion frisch und extra kochen will. Mancher Blumenkohl oder Salatkopf ist für einen allein eben viel zu groß, um frisch verzehrt zu werden. Markus Semmler bewirtet deswegen in der deutschen Hauptstadt nur noch Gesellschaften ab 10 Personen und kocht für sie leckere und frische Menüs. Nur so kann er Spitzenqualität bieten. Auch Rocco und Nicole Leone mussten das in der Provinz lernen. Vor allem mussten sie erfahren: Sie konnten zwar viele nette Bürgerinnen und Bürger als Kunden gewinnen, doch viele Umkircher wollen sich nicht gerne - vor ihren Mitbürgern - auf dem Präsentierteller zeigen, wenn sie edel speisen und die Sektkorken knallen lassen; viele gehen deshalb auswärts zum Essen, wenn sie anonym bleiben wollen. Es wäre sehr naiv, zu glauben, in Umkirch könnte ein Restaurant dieser Größe vom billigen Stammessen leben. Leone musste sich also noch andere Kunden suchen, wenn er in Umkirch mit dem Gutshof überleben wollte. Und er fand eine Marktnische: Als Hochzeitsmacher. Er ging nicht unter, weil er die „Goldene Regel“ der Gastronomie bieten konnte: Ein gelernter, talentierter und fleißiger Koch, der etwas kann, geht niemals unter, ein Oberkellner, der ein Restaurant besitzt, aber selber nicht kochen kann, vielleicht schon.
Essensverkäufer oder gelernter Koch?
In der Gastronomie sind immer mehr „Essensverkäufer“ und ehemalige Kellner ohne Kochausbildung unterwegs. Diese sind von angestellten Köchen anhängig und bieten oft Convenience Food. Rocco Leone ist gelernter Koch und kann vorzüglich kochen. Die Hochzeitstorten und Desserts von Nicole Leone sind erstklassig. Berühmt ist ihr Rüblikuchen. Die „Rüeblitorte“ ist eine Schweizer Kuchenspezialität aus dem Aargau. Sie besteht aus einer Biskuitmasse mit Karotten und Nüssen. Leones Torte bekommt - nach ihrem Genuss - in der Reminiszenz beste Bewertungen; ich habe diese Torte noch nie so gut gegessen.
Die Geschichte des Gutshofes: Rogg-Schnäppchen?
Die Gemeinde Umkirch hatte den ehemaligen Gutshof der Fürsten von Hohenzollern aus seinem Stammgut günstig übernommen und ließ ihn und die ehemaligen Scheunen zu einem multifunktionalen Geschäfts-, Tagungs- und Veranstaltungshaus ausbauen. Es flossen beachtliche Gelder aus dem Sanierungsprogramm ländlicher Raum und Bürgermeister Walter Laub und sein Gemeinderat engagierten den Projektentwickler Willi Sutter aus Kirchzarten, um aus dem historischen Gebäude im Zentrum von Umkirch eine vielseitig verwendbare Liegenschaft zu kreieren. Sutter gilt als Spezialist für die Nutzbarmachung alter Gebäude, die Gutshofsanierung ist ihm exzellent gelungen und bekam neue Technik und alten Charme. Mit ins Boot nahmen die Gemeinde den Freiburger „Gaststätten-Kreateur“ Markus Rogg (Bellini GmbH). Rogg erhielt einen Erbpachtvertrag der Gemeinde für 30 Jahre und Zuschüsse aus dem Landessanierungsprogramm des Landes. Er baute ein Lokal in den Gutshof. Da Rogg selbst das beachtliche Wagnis des Betriebs von Gaststätten ungern selbst übernimmt, verpachtete er seine Lokale fast stets an junge Pächter, denen er das Risiko überlässt. Für manchen Jungunternehmer wurde das schon zum vermeintlichen "Himmelfahrtskommando". Nach Pächterwechseln wurde im Jahr 2013 Rocco Leone Pächter des Guthofes. Bürgermeister Walter Laub teilte dazu auf Rückfrage mit: „Die Gemeinde ist Eigentümerin des Grundstücks, auf dem die Gutshofscheunen stehen. Für die neu ausgebauten Scheunen hat die Gemeinde zugunsten von Herrn Rogg Teilerbbaurechte für jede neu gebaute Gewerbeeinheit bestellt. Das Teilerbbaurecht für den Bürgersaal steht der Gemeinde zu. Der Erbbaurechtsvertag läuft 30 Jahre und jede Gewerbeeinheit kann dann einzeln oder ganz zu einem fest definierten Preis zurückgekauft werden. Für die Sanierungsmaßnahmen gab es Zuschuss aus dem Landessanierungsprogramm“. Nach dem deutschen Erbbaurechtsgesetz erlischt das Erbbaurecht nach der vereinbarten Zeit und die auf dem Grundstück befindlichen Gebäude fallen an den Grundstückseigentümer (dominus soli) zurück. Der Erbbauberechtigte (superficiarius) erhält nach § 27 ErbbauRG eine Vergütung für den Gebäudewert. Für Markus Rogg dürfte dies ein Super-Fiskalgeschäft mit dem Grundstück sein.
Die Lokalität Gutshof
Mit dem Slogan „Lust auf Lecker“ überzeugt die Lokalität mit einer gut bürgerlichen Küche. An Sonn- und Feiertagen bietet Rocco Leone ein Brunchbuffet zum Preis von 16,90 Euro pro Person an. Kinder von 3-5 Jahre zahlen 4,50 Euro und Kinder von 6-11 Jahre 8,50 Euro. Wegen der guten Qualität sind die Plätze oft ausgebucht und eine Reservation ist erforderlich. Im Gutshof-Saal können Hochzeiten und sonstige Veranstaltungen mit bis zu 170 Personen durchgeführt werden.
Biographie
Rocco Alexander Leone wird am 28. Juli 43 Jahre alt.
Das ist sein beruflicher Werdegang:
Vom 14. bis zum 16. Lebensjahr Mitarbeit in der Küche des elterlichen Betriebes.
Vom 16. bis 19. Lebensjahr Ausbildung zum Koch im „Golfrestaurant Munzingen“, bei Bernhard Siegler.
Danach: Koch in verschiedenen elterlichen Betrieben und in der österreichischen Küche in Bad Gastein sowie im Kur-Hotel Daum in Bad Krozingen. Nicole Leone ist Restaurant-Fachfrau und Köchin, Mutter Birgit Leone Hotelfachfrau und Köchin.
Lokalität Gutshof, Inhaber: Rocco Leone
Hauptstraße 3, 79224 Umkirch - Telefon 0 76 65 - 93 90 201
E-Mail: info@lokalitaet-gutshof.de