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Donnerstag, 21. November 2024
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Vermächtnis eines Wein-Genies: Interview mit Kaiser-Winzer Bernhard Huber.

Adieu und auf Wiedersehen im Geist des Weines: Bernhard Hubert kniet im Weinberg. (Bild: Bernhard Huber)

„Adieu und auf Wiedersehen im Geist des Weines!“ - das sagte Bernhard Huber vor seinem Tod in einem bemerkenswerten Interview mit dem Herausgeber unserer Zeitung. Ein Wein-Genie war Bernhard Huber ohne jeden Zweifel. Nicht erst, seit er im „Eichelmann“, der „Bibel“ für Deutschlands Weine, fünf Sterne für die „Weltklasse internationaler Spitzenerzeuger“ erhielt. Huber war im wahrsten Sinne des lateinischen Wortes Genius eine „erzeugende Kraft“. Der deutsche „Burgunder-König“ hat mit seiner schöpferischen Geisteskraft den deutschen Rotwein auf den Olymp gebracht. Die Maxime des Wein-Künstlers lautete: Qualität ist das Gegenteil von Zufall. Regionalia, die neue elektronische Zeitung, stellte dem genialen Winzer sieben Fragen und widmete ihm in der Deutschland-Ausgabe eine Hommage. 

Werner Semmler:  Lieber Herr Huber, wann und und wo sind Sie geboren?  

Bernhard Huber: 1959 in Kenzingen,  der "Perle im Breisgau".

Werner Semmler: Wie war Ihre Ausbildungsweg zum Weinmacher?  

Bernhard Huber:  Schon von Kindesbein an war ich mit meinen Großeltern und meinen Eltern im Weinberg. Oft war ich mit meinem Opa im Keller bei der Arbeit. Nach der Schule absolvierte ich meine Ausbildung zum Winzer im Weingut Leopold Schätzle in Endingen. Dort bin ich eine harte, aber auch sehr gute Schule durchgegangen. Anschließend besuchte ich drei Semester die Fachschule in Freiburg, anschließend ein Jahr die Meisterschule für Winzermeister, auch in Freiburg. Mein Vater war gesundheitlich schon früh, hauptsächlich wegen Rückenproblemen, angeschlagen, so dass ich nicht die Zeit gefunden habe, nach Weinsberg zur Technikerschule, oder nach Geisenheim zum Studium von Weinbau und Önologie, zu gehen. Die Ausbildung war so sehr badisch traditionell.   Sehr viel habe ich gelernt von meinem besten alten Freund Karl Junele aus Mahlberg-Orschweier. Ein Winzer mit unheimlich viel Feingefühl für den Weinberg und den Keller. Von Ihm habe ich sicherlich am meisten lernen dürfen. Karl starb leider vor ca. zwei Jahren im Alter von 81 Jahren. 1984 habe ich zusammen mit Freunden aus dem Dorf im Geschichts- und Kulturverein die tolle „Malterdinger Rotweintradition“ entdeckt. Seit dieser Zeit schlägt in meinen Adern natürlich: Spätburgunder. Seither verfolgte ich meinen Traum dem einst berühmten „Malterdinger“ wieder wahres Leben einzuhauchen. Es ist noch ein langer Weg, aber es zeigen sich schon „Früchte“ aus harter Arbeit. Ich bin natürlich auch viel in die Burgund gereist, zu den Wurzeln der Zisterzienzer, und in die bekannten Weinlagen zu den begnadeten Winzern. Dort habe ich viele Freunde gefunden, mit denen ich bis heute über den „Pinot Noir“ philosophieren kann, und das mit großer Freude auch immer wieder tue.

Werner Semmler:  Wie lautet nach Ihrem so erfolgreichen Schaffen das Resümee Ihres Lebens?

Bernhard Huber:  Au, das ist aber überhaupt keine einfache Frage. Das Resümee meines Lebens lautet: Qualität und Vertrauen ist Kapital. Man muss schwer arbeiten und hartnäckig kämpfen, um seine Ziele zu erreichen. Mein Lebens-Fazit lautet: Nur mit meiner guten Familie, meinen guten Mitarbeitern, meinen Freunden, und mit zufriedenen Kunden, erreichte ich meine Erfolge. Meine Eltern haben mir wertvolle Grundlagen gegeben. Unsere geachteten und beachteten Reben brachte uns reiche Früchte.  Ich freue mich, dass man zeigen kann, dass es auch in Deutschland (speziell in Südbaden) auch großartige Spätburgunder geben kann. Unsere Landschaft birgt noch so viele atemberaubende Schätze, tolle Lagen, alte Reben, super ausgebildete junge Winzerinnen und Winzer. Man kann sich darauf freuen, was sich darauf noch alles entwickeln kann. Man muss es nur mit größter Konsequenz anpacken.
 
Werner Semmler: Sie haben in Ihrem Leben und in Ihrem Wein viel Wissen und viel Reife eingesammelt. Ihr Wissen und Ihr Können ist Ihr größtes Kapital. Wem geben oder gaben Sie es weiter?

Bernhard Huber: Sie kennen meine jetzige Situation ja etwas. Seit ungefähr einem Jahr sieht für mich vieles etwas anders aus. Das Schönste ist natürlich, dass ich das Wissen, das Gefühl, die Einstellung und was alles dazugehört, meinem Sohn weitergeben durfte. Julian ist zur Zeit in Geisenheim im Weinbau- u. Önologiestudium und hat jetzt noch zwei Semester vor sich. Jeder Lehrling, der bei uns ist, und viele die schon bei uns waren, so hoffe ich, haben sich in meinem Weingut anstecken lassen: von einem „Virus für Qualitätsfanatismus“. Oft sind die Zusammenhänge bei uns für die Leute nicht leicht zu verstehen, weil es im Vordergrund umständlich zugeht. Aber für die Trauben, und letztlich für die Weinqualität, ist kein Weg zu steinig oder aufwendig oder zu zeitraubend, wenn es ein gutes Ergebnis bringen könnte. Den Mitarbeitern das Gefühl und die Hochachtung für den Rebstock und die Weine zu vermitteln, ist mir das größte Anliegen. Nur mit dieser Hochachtung vor unseren Wein-Quellen funktioniert unser Team, auf das auch ich angewiesen bin. Ich bin zuversichtlich, dass mit unserer Mannschaft, im Weinberg und Keller, unser Weingut sehr gut aufgestellt ist, und ich mich etwas besser um mich persönlich kümmern kann. Ohne dass die Qualität Not leidet.

Werner Semmler: Sie haben viele Weinmacher ausgebildet und Ihnen ihr Wissen weitergegeben. Glauben Sie, Ihre Ausgebildeten können in Ihre Fußstapfen treten und was ist Ihre Botschaft an die badischen und deutschen Winzer und Kellermeister?

Bernhard Huber: Ich glaube viele können in meine Fußstapfen treten. Viele meiner Winzer-Kollegen produzieren heute wunderbare Weine. Was mich besonders freut: Fast jeder findet seinen individuellen Stil für unsere Weinkunst. Qualitätsbegeisterung ist sehr oft anstrengend und zahlt sich nicht schnell aus. Mein Credo ist: Qualität. Das ist mühsam, aber äußerst nachhaltig. Ich glaube, viele haben das verstanden. Meine Botschaft an meine deutschen Kollegen ist: Bringt, investiert, in eine sehr gute Vorleistung, auch wenn es sich kurzfristig nicht in bare Münze umlegen lässt. Der Dank der Weine und der Kundschaft wird euch gewiss sein.

Werner Semmler:  Lieber Bernhard Huber, wenn Sie morgen sterben müssten, was würden Sie den Menschen, Ihren Kunden und der Welt als letzte Botschaft oder als Vermächtnis hinterlassen?

Bernhard Huber: Zuerst würde ich sagen: Danke für das Leben, und Danke, dass ich für Euch da sein durfte. Danke an meine Eltern, meine Familie und meine geliebte Frau. Danke, dass ich so viel Leben und so viele guten Weine „verkosten“ durfte. Ich freue mich ja sehr, dass Wein nicht nur ein äußerst angenehmes, wohlschmeckendes, gesundes Nahrungsmittel ist, sondern ja noch viel, viel mehr. Wein hinterlässt Spuren in den Gesichtern, oft sehr schöne. Toll finde ich, dass man auch mit Weinen aus unserer Heimat den Weintrinkern auf der ganzen Welt, Freude in ihren Gesichtern zaubern kann. Verehrte Familie, liebe Mitarbeiter, Kunden und Winzerkollegen, gebt Euch weiterhin alle Mühe Trauben und Weine zu produzieren, die Freude und Spuren in den Gesichtern der Weinliebhaber hinterlassen!!! Und dann würde ich natürlich sagen: Adieu und auf Wiedersehen im Geist des Weines!

Werner Semmler: Wenn Sie am Ende Ihres Lebens nur noch drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich wünschen?

Bernhard Huber:  1. Dass es der Familie und allen Menschen weiterhin gut geht.
2. Dass eine große Weinbautradition ewigen Fortschritt findet.  3. Dass die Welt ewig weiterlebt, dass alles gut funktioniert und dass die Menschen das Lachen, die Freude und den Geist im Wein nicht vergessen. 

Werner Semmler:  Lieber Bernhard Huber, ich danke Ihnen für dieses Interview und wünsche Ihnen Kraft und Gottes Segen.

Das Interview wurde im September 2013 aufgenommen.

Autor:  wese (Regionalia Deutschland, Artikel-Nr. 8609 ISSN 2698-6949)

Angelegt am 13.06.2014 11:46.

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Regionalia-Herausgeber Werner Semmler führte das letzte Lebens-Interview mit Wein-Genie Bernhard Huber. (Bild: Privat)  
   
 

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